Sonntag, 30. März 2025
Donnerstag, 27. März 2025
Heute früh komm ich auch noch einen Augenblick.
Gerne will ich alles hören was du mir zu sagen hast, ich muß nur bitten daß du
es nicht zu genau mit meinem jetzt so zerstreuten, ich will nicht sagen
zerrißnen Wesen nehmest. Dir darf ich wohl sagen daß mein innres nicht ist wie
mein äusres. Lebe wohl.
Die Papiere der Voß habe ich in der Stadt, ich will
sie ihr bringen oder schicken, ich weiß daß sie solche nicht durch die Hände
der Meyern will gehen laßen. Ich dancke dir fürs Frühstück. Fritz soll mir lieb
seyn, es freut mich immer seine Gegenwart, und wenn ich ihm was seyn kann. Laß
mir die Archiv Scheine zurück und Lebe wohl. Mögest du in dem stillen Kochberg
vergnügt und vorzüglich gesund seyn. Ich will so fortleben wie ich kann ob es
gleich eine sonderbare Aufgabe ist. Kayser geht mit der Herzoginn wieder fort,
das sage nicht weiter, ob ich gleich dencke es ist kein Geheimniß mehr und so
schließt sich alle Hoffnung auf die schöne Tonkunst ganz für mich zu. Der trübe
Himmel verschlingt alle Farben. Herder geht nun auch und – so lebe tausendmal
wohl.
Dienstag, 25. März 2025
Mittwoch, 19. März 2025
Wir
Neueren sagen jetzt besser mit Napoleon: die Politik ist das Schicksal. Hüten
wir uns aber mit unseren neuesten Literatoren zu sagen, die Politik sei die
Poesie, oder sie sei für den Poeten ein passender Gegenstand. Der englische
Dichter Thomson schrieb ein sehr gutes Gedicht über die Jahreszeiten, allein
ein sehr schlechtes über die Freiheit, und zwar nicht aus Mangel an Poesie im
Poeten, sondern aus Mangel an Poesie im Gegenstande.
Der
Dichter wird als Mensch und Bürger sein Vaterland lieben, aber das Vaterland
seiner poetischen Kräfte und seines poetischen Wirkens ist das Gute, Edle und
Schöne, das an keine besondere Provinz und an kein besonderes Land gebunden
ist, und das er ergreift und bildet, wo er es findet. Er ist darin dem Adler
gleich, der mit freiem Blick über Ländern schwebt und dem es gleichviel ist, ob
der Hase, auf den er hinabschießt, in Preußen oder in Sachsen läuft.
Und was heißt denn: sein Vaterland lieben, und was heißt denn: patriotisch wirken? Wenn ein Dichter lebenslänglich bemüht war, schädliche Vorurteile zu bekämpfen, engherzige Ansichten zu beseitigen, den Geist seines Volkes aufzuklären, dessen Geschmack zu reinigen und dessen Gesinnungs- und Denkweise zu veredeln, was soll er denn da Besseres tun? und wie soll er denn da patriotischer wirken? – An einen Dichter so ungehörige und undankbare Anforderungen zu machen, wäre ebenso, als wenn man von einem Regimentschef verlangen wolle: er müsse, um ein rechter Patriot zu sein, sich in politische Neuerungen verflechten und darüber seinen nächsten Beruf vernachlässigen. Das Vaterland eines Regimentschefs aber ist sein Regiment, und er wird ein ganz vortrefflicher Patriot sein, wenn er sich um politische Dinge gar nicht bemüht, als soweit sie ihn angehen.
Samstag, 15. März 2025
Den guten Eckermann hätt' ich Ihnen näher bekannt gewünscht. Das Problematische an ihm löst sich auf, wenn man erkennt, daß er eine einfach reine Seele ist, die mit sich und der Welt ebenfalls gern rein seyn möchte. Wie wenige jedoch gelangen dazu! Ein Wesen wie das seinige kann sich nur nach und nach offenbaren.