Montag, 26. Dezember 2022

Noch im vorigen Jahrhundert durfte man dem Kaiser von Persien bei Gastmahlen unverschämt widersprechen, zuletzt wurde denn freilich der überkühne Tischgenosse bei den Füßen weg und am Fürsten nah vorbei geschleppt, ob dieser ihn vielleicht begnadige? Geschah es nicht, hinaus mit ihm und zusammengehauen.

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Wie grenzenlos hartnäckig und widersetzlich Günstlinge sich gegen den Kaiser betrugen, wird uns von glaubwürdigen Geschichtsschreibern anekdotenweise überliefert. Der Monarch ist wie das Schicksal unerbittlich, aber man trotzt ihm. Heftige Naturen verfallen darüber in eine Art Wahnsinn, wovon die wunderlichsten Beispiele vorgelegt werden könnten.    

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Auf alle Fälle sind wir genöthigt unser Jahrhundert zu vergessen wenn wir nach unserer Überzeugung arbeiten wollen.

Sonntag, 11. Dezember 2022

Der Dichter steht viel zu hoch, als dass er Partei machen sollte. Heiterkeit und Bewusstsein sind die schönen Gaben, für die er dem Schöpfer dankt: Bewusstsein, dass er vor dem Furchtbaren nicht erschrecke, Heiterkeit, dass er alles erfreulich darzustellen wisse.

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Nicht aber allein vor dem Sultan, sondern auch vor Geliebten erniedrigt man sich ebenso tief und noch häufiger. 

 … hier sehen wir den ersten Diplomaten des Jahrhunderts, in der grössten Ruhe, sitzend und alle Zufälligkeiten des Augenblicks gelassen erwartend. Umgeben von einem höchst anständigen, aber nicht prunkhaften Zimmer finden wir ihn im schicklichen einfachen Hofkleide, den Degen an der Seite, den Federhut nicht weit hinterwärts auf dem Canapé liegend, eben als erwarte der Geschäftsmann die Meldung des Wagens, um zur Conferenz zu fahren; den linken Arm auf die Tischlehne gelehnt, in der Nähe von Papier, Schreibzeug und Feder, die Rechte im Schoos, den rechten Fuss über den linken geschlagen, erscheint er vollkommen impassibel. Wir erwehrten uns nicht des Andenkens an die Epikurischen Gottheiten, welche da wohnen „wo es nicht regnet noch schneiet noch irgend ein Sturm weht“; so ruhig sitzt hier der Mann, unangefochten von allen Stürmen, die um ihn her sausen. Begreifen lässt sich, dass er so aussieht, aber nicht wie er es aushält. Sein Blick ist das Unerforschlichste; er sieht vor sich hin, ob er aber den Beschauer ansieht, ist zweifelhaft ….  Genug, wir mögen hier physiognomisieren und deuten wie wir wollen, so finden wir unsere Einsicht zu kurz, unsre Erfahrung zu arm, unsre Vorstellung zu beschränkt, als dass wir uns von einem solchen Wesen einen hinlänglichen Begriff machen könnten.