Montag, 31. Januar 2022
Mittwoch, 26. Januar 2022
Montag, 24. Januar 2022
In jedem Kleide werd' ich wohl die Pein
Des engen
Erdelebens fühlen.
Ich bin zu alt, um
nur zu spielen,
Zu jung, um ohne
Wunsch zu sein.
Was kann die Welt
mir wohl gewähren?
Entbehren sollst
du! sollst entbehren!
Das ist der ewige
Gesang,
Der jedem an die
Ohren klingt,
Den, unser ganzes
Leben lang,
Uns heiser jede
Stunde singt.
Nur mit Entsetzen
wach' ich morgens auf,
Ich möchte bittre
Tränen weinen,
Den Tag zu sehn,
der mir in seinem Lauf
Nicht Einen Wunsch
erfüllen wird, nicht Einen,
Der selbst die
Ahnung jeder Lust
Mit eigensinnigem
Krittel mindert,
Die Schöpfung
meiner regen Brust
Mit tausend
Lebensfratzen hindert.
Auch muß ich, wenn
die Nacht sich niedersenkt,
Mich ängstlich auf
das Lager strecken;
Auch da wird keine
Rast geschenkt,
Mich werden wilde
Träume schrecken.
Der Gott, der mir
im Busen wohnt,
Kann tief mein
Innerstes erregen;
Der über allen
meinen Kräften thront,
Er kann nach außen
nichts bewegen;
Und so ist mir das
Dasein eine Last,
Der Tod erwünscht,
das Leben mir verhaßt.
Wie wäre es denn, wenn wir dem Teufel einräumten, dass er den Begriff des Guten nicht dem göttlichen Wertsystem entnimmt, sondern seiner eigenen Wertskala, die der göttlichen radikal entgegengesetzt ist? Dann freilich würde offenbar, was Mephisto meint, wenn er sich einen Teil der Kraft nennt, die stets das „Gute“ schafft. Das Gute wäre dann ein Gutes vom Teufel her gesehen, und von ihm, so hofft er, auch bewirkbar. (Oskar Seidlin)