Sauwohl u
Projeckte.
Donnerstag, 30. September 2021
Dienstag, 28. September 2021
Als
ich von der Behauptung des Journals des Débats sprach, daß eine Melodie aus dem
Freischütz Motive aus Rousseau's Musik enthalte, schalt er lebhaft alles
solches Nachgrübeln von Parallelstellen. Es sei ja alles, was gedichtet,
argumentirt, gesprochen werde, allerdings schon dagewesen, aber wie könne denn
eine Lectüre, eine Conversation, ein Zusammenleben bestehen, wenn man immer
opponiren wolle: Das habe ich ja schon im Aristoteles, Homer und dergl.
gelesen. Kurz, er war ziemlich negirend, ironisch, widersprechend.
Von
7-9 Uhr war ich heute bei Goethe allein, der ziemlich heiter und gesprächig,
doch nicht so festhaltend an den Gegenständen und mittheilend war, wie in ganz
guten Stunden. Er sprach vom Nekrolog der Fr.v. Krüdener. »So ein Leben ist wie
Hobelspäne; kaum ein Häufchen Asche ist daraus zu gewinnen zum Seifensieden.«
Doch rieth er mir ›Valerie‹ zu lesen.
Sonntag, 26. September 2021
Mittwoch, 8. September 2021
Es
freut mich, daß Sie meinem Freunde und Schutzbefohlenen nicht ganz ungünstig
sind. Das Tadelnswürdige an seiner Arbeit ist mir sehr lebhaft aufgefallen,
aber ich wußte nicht recht, ob das Gute auch Stich halten würde, das ich darinn
zu bemerken glaubte. Aufrichtig, ich fand in diesen Gedichten viel von meiner
eigenen sonstigen Gestalt, und es ist nicht das erstemal, daß mich der
Verfasser an mich mahnte. Er hat eine heftige Subjectivität, und verbindet
damit einen gewissen philosophischen Geist und Tiefsinn. Sein Zustand ist
gefährlich, da solchen Naturen so gar schwer beyzukommen ist. Indessen finde ich
in diesen neuern Stücken doch den Anfang einer gewissen Verbesserung, wenn ich
sie gegen seine vormaligen Arbeiten halte; denn kurz, es ist Hölderlin, den Sie
vor etlich Jahren bei mir gesehen haben. Ich würde ihn nicht aufgeben, wenn ich
nur eine Möglichkeit wüßte, ihn aus seiner eignen Gesellschaft zu bringen, und
einem wohlthätigen und fortdauernden Einfluß von außen zu öfnen.
Ich
will Ihnen nur auch gestehen daß mir etwas von Ihrer Art und Weise aus den
Gedichten entgegensprach, eine ähnliche Richtung ist wohl nicht zu verkennen,
allein sie haben weder die Fülle, noch die Stärke, noch die Tiefe Ihrer
Arbeiten. Indessen recommandirt diese Gedichte, wie ich schon gesagt habe, eine
gewisse Lieblichkeit, Innigkeit und Mäßigkeit und der Verfasser verdient wohl,
besonders da Sie frühere Verhältnisse zu ihm haben, daß Sie das mögliche thun
um ihn zu lenken und zu leiten.