Es
ist mir nicht leicht ein Blat saurer zu schreiben geworden, als der letzte
Brief an dich und wahrscheinlich war er dir so unangenehm zu lesen, als mir zu
schreiben. Indeß ist doch wenigstens die Lippe eröfnet und ich wünsche daß wir
sie nie gegeneinander wieder schließen mögen. Ich habe kein größeres Glück
gekannt als das Vertrauen gegen dich, das von jeher unbegränzt war, sobald ich
es nicht mehr ausüben kann, bin ich ein andrer Mensch und muß in der Folge mich
noch mehr verändern.
Freitag, 15. Februar 2019
Wen
man die kalte, feuchte Sommerzeit, die strengen Winter bedenckt, wenn durch des
Herzogs äusseres Verhältniß und durch andre Combinationen alles bey uns
inkonsistent und folgenloß ist und wird, wenn man fast keinen Menschen nennen
kann, der in seinem Zustande behaglich wäre; so gehört schon Kraft dazu sich
aufrecht, und nicht einen Plan zu machen, der einen nach und nach loslösen
könnte; wenn nun aber gar ein übles Verhältniß zu den Nächsten entsteht; so
weiß man nicht mehr wohin man soll. Ich sage das so gut in deinem als meinem
Sinne und versichre dich: daß es mich unendlich schmerzt, dich unter diesen
Umständen noch so tief zu betrüben.
Dienstag, 5. Februar 2019
Im
Sommer 1822 wurde während eines Mahls über die vielen Kniffe der deutschen
Rechtschreibung diskutiert. "Ich halte sie mir nach Möglichkeit vom Halse",
erklärte Goethe, "und mache, wenn man streng sein will, in jedem Brief
Schreibfehler. Und kein Komma!"
Die
Anwesenden konnten es nicht glauben, was Goethe hier referierte. Dann fuhr
Goethe schnell fort: "Dabei beruhige ich mein Gewissen mit der Meinung des
verehrten Wielands, der behauptet hat: ‚Religion und Interpunktion sind Privatsachen.’"
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