Es ist wahr, man
tut nur wenig Schritte, ohne einem sehr übel gekleideten, ja sogar einem
zerlumpten Menschen zu begegnen, aber dies ist deswegen noch kein Faulenzer,
kein Tagedieb! Ja, ich möchte fast das Paradoxon aufstellen, dass zu Neapel
verhältnismäßig vielleicht noch die meiste Industrie in der ganz niedern Klasse
zu finden sei. Freilich dürfen wir sie nicht mit einer nordischen Industrie
vergleichen, die nicht allein für Tag und Stunde, sondern am guten und heitern
Tag für den bösen und trüben, im Sommer für den Winter zu sorgen hat. Dadurch,
dass der Nordländer zur Vorsorge, zur Einrichtung von der Natur gezwungen wird,
dass die Hausfrau einsalzen und räuchern muss, um die Küche das ganze Jahr zu
versorgen, dass der Mann den Holz- und Fruchtvorrat, das Futter für das Vieh
nicht aus der Acht lassen darf usw., dadurch werden die schönsten Tage und
Stunden dem Genuss entzogen und der Arbeit gewidmet. Mehrere Monate lang
entfernt man sich gern aus der freien Luft und verwahrt sich in Häusern vor
Sturm, Regen, Schnee und Kälte; unaufhaltsam folgen die Jahreszeiten
aufeinander, und jeder, der nicht zugrunde gehen will, muss ein Haushälter
werden. Denn es ist hier gar nicht die Frage, ob er entbehren wolle; er darf
nicht entbehren wollen, er kann nicht entbehren wollen, denn er kann nicht
entbehren; die Natur zwingt ihn zu schaffen, vorzuarbeiten.
Freitag, 10. August 2018
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