Morgens. Goethe:
was er näher kennen möchte, wäre das Verhältniß und der Weg der neuen
katholisch gewordenen Protestanten. – Ich meine, die Philosophie der Geschichte
der Menschheit (Herder, Müller), die Zeit der Gegenwart, die welthistorische
Richtung, haben es gethan. Stolberg ist der Heros unter ihnen. – Goethe: Ja, es
sei die Fülle der Menschheit in ihm; das Gemüth des Großen, das Naturell;
selbst das Kindermachen, die eigentliche Fülle des Menschlichen (ein Poet sei
er gerade deswegen nie gewesen). – Ich: Aber nun sei von der andern Seite das
Übel, daß er keine Kritik habe, die Tradition stützen wolle, durch
Gelehrsamkeit und Historie. – Goethe: »Ei, das ist gegen alle Überlieferung,
diese nimmt man entweder an, und dann gibt man von vorn herein etwas zu, oder
man nimmt sie gar nicht an und ist ein rechter kritischer Philister. Auf jenem
Mittelweg aber verdirbt man es mit allen; und es ist ein Beweis, daß er von
dieser Seite noch nicht einmal mit sich fertig ist. Die Protestanten dagegen
fühlen das Leere, und wollen nun einen Mysticismus machen, da ja gerade der
Mysticismus entstehen muß. Dummes, absurdes Volk, verstehen ja nicht einmal,
wie denn die Messe geworden ist, und es ist gerade als könne man eine Messe
machen! So der Schubart, der erbärmliche, mit seinem hübschen Talent, hübschen
aperçus, spielt nun mit dem Tode, sucht sein Heil in der Verwesung, da er
freilich selbst schon halb verwest ist, das heißt, buchstäblich die
Schwindsucht hat. Da möchte man des Teufels werden; es ist aber gut, ich lasse
sie machen, es geht zu Grunde, und das ist recht.«
Dienstag, 19. Dezember 2017
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