Dienstag, 26. Dezember 2017

Man verdient wenig Dank von den Menschen, wenn man ihr inneres Bedürfnis erhöhen, ihnen eine große Idee von ihnen selbst geben, ihnen das Herrliche eines wahren, edlen Daseins zum Gefühl bringen will. Aber wenn man die Vögel belügt, Märchen erzählt, von Tag zu Tag ihnen forthelfend sie verschlechtert, da ist man ihr Mann, und darum gefällt sich die neuere Zeit in so viel Abgeschmacktem. Ich sage das nicht, um meine Freunde herunterzusetzen, ich sage nur, daß sie so sind, und daß man sich nicht verwundern muß, wenn alles ist, wie es ist.

Dienstag, 19. Dezember 2017

Die Obtrectatores machen, dass man sich ewig defensiv verhalten muss. Man hat nichts von ihnen, man wird nicht gefördert. Ihre Liebe gewinnt man doch nicht, und man muss ewig wie vor Feinden auf der Hut sein.
Morgens. Goethe: was er näher kennen möchte, wäre das Verhältniß und der Weg der neuen katholisch gewordenen Protestanten. – Ich meine, die Philosophie der Geschichte der Menschheit (Herder, Müller), die Zeit der Gegenwart, die welthistorische Richtung, haben es gethan. Stolberg ist der Heros unter ihnen. – Goethe: Ja, es sei die Fülle der Menschheit in ihm; das Gemüth des Großen, das Naturell; selbst das Kindermachen, die eigentliche Fülle des Menschlichen (ein Poet sei er gerade deswegen nie gewesen). – Ich: Aber nun sei von der andern Seite das Übel, daß er keine Kritik habe, die Tradition stützen wolle, durch Gelehrsamkeit und Historie. – Goethe: »Ei, das ist gegen alle Überlieferung, diese nimmt man entweder an, und dann gibt man von vorn herein etwas zu, oder man nimmt sie gar nicht an und ist ein rechter kritischer Philister. Auf jenem Mittelweg aber verdirbt man es mit allen; und es ist ein Beweis, daß er von dieser Seite noch nicht einmal mit sich fertig ist. Die Protestanten dagegen fühlen das Leere, und wollen nun einen Mysticismus machen, da ja gerade der Mysticismus entstehen muß. Dummes, absurdes Volk, verstehen ja nicht einmal, wie denn die Messe geworden ist, und es ist gerade als könne man eine Messe machen! So der Schubart, der erbärmliche, mit seinem hübschen Talent, hübschen aperçus, spielt nun mit dem Tode, sucht sein Heil in der Verwesung, da er freilich selbst schon halb verwest ist, das heißt, buchstäblich die Schwindsucht hat. Da möchte man des Teufels werden; es ist aber gut, ich lasse sie machen, es geht zu Grunde, und das ist recht.«

Ich: und es ist ihnen mit dem Christenthum, wenn man's beim Licht betrachtet, doch nicht recht ernst, es läuft am Ende doch immer wieder auf alles und eines und eines und alles hinaus. Dagegen ich mir den Dualismus für unentbehrlich halte, daß dem Geist und Leib sein Recht widerfahre, und die Einheit als Ziel und Höchstes immer gefordert, verlangt werde! Wovon hier auf der Erde nicht die Rede sein kann, als wenn Gott selbst kömmt. Sie aber wollen dem Herrn Christus auf die Spur kommen und selbst Christusse machen. Goethe: »Ja, recht, das ist: sie selbst wollen ein kleiner Herr Christus sein; sie ließen den Leib als solchen gelten, würden ihn auch zu ehren wissen.« – Dieß Alles kam zur Sprache, bei Gelegenheit eines neuen dünnen Büchleins: über das Abendmahl, welches in Gießen erschienen, und das ihm der hier badende Verfasser gegeben.
Sowenig nun die Dampfmaschinen zu dämpfen sind, sowenig ist dies auch im Sittlichen möglich: die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergelds, das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen, das alles sind die ungeheuern Elemente, auf die gegenwärtig ein junger Mann gesetzt ist. Wohl ihm, wenn er von der Natur mit mäßigem, ruhigem Sinn begabt ist, um weder unverhältnismäßige Forderungen an die Welt zu machen noch auch von ihr sich bestimmen zu lassen! 
Er ging mir fast nicht von der Seite, sprach so offen, so geistvoll und herzlich, aber wenn ein Dritter dazu kam, sprach er das fadeste Zeug, das man denken mag.

Freitag, 1. Dezember 2017


Und nun sei ein heiliges Vermächtnis
Brüderlichem Wollen und Gedächtnis:
Schwerer Dienste tägliche Bewahrung,
Sonst bedarf es keiner Offenbarung.