Heute bei Goethe zu
Tisch kam das Gespräch bald wieder auf das Dämonische, und er fügte zu dessen
näheren Bezeichnung noch folgendes hinzu.
»Das Dämonische«,
sagte er, »ist dasjenige, was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist.
In meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unterworfen.«
»Napoleon«, sagte
ich, »scheint dämonischer Art gewesen zu sein.«
»Er war es durchaus«,
sagte Goethe, »im höchsten Grade, so daß kaum ein anderer ihm zu vergleichen
ist. Auch der verstorbene Großherzog war eine dämonische Natur, voll
unbegrenzter Tatkraft und Unruhe, so daß sein eigenes Reich ihm zu klein war,
und das größte ihm zu klein gewesen wäre. Dämonische Wesen solcher Art
rechneten die Griechen unter die Halbgötter.«
»Erscheint nicht
auch«, sagte ich, »das Dämonische in den Begebenheiten?«
»Ganz besonders,«
sagte Goethe, »und zwar in allen, die wir durch Verstand und Vernunft nicht
aufzulösen vermögen. Überhaupt manifestiert es sich auf die verschiedenste
Weise in der ganzen Natur, in der unsichtbaren wie in der sichtbaren. Manche
Geschöpfe sind ganz dämonischer Art, in manchen sind Teile von ihm wirksam.«
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