»Es ist ein trauriges Los aller guten
Dinge in der Welt«, fing Danischmend an, als er nach einigen Tagen wieder an das
Bette Seiner Hoheit gerufen wurde, »daß sie unter den Händen der Menschen nicht
lange unbeschädigt und unverdorben bleiben können. Leider gilt dies von
Gesetzgebungen, Staatsverfassungen und Regierungen ganz vorzüglich. Wie
vollkommen auch die gesetzmäßige Verfassung eines Staats sein mag, bei
der Vollziehung kommt alles auf die Beschaffenheit der Menschen an, in
deren Händen die Gewalt ist, welche der Staat dem Fürsten, und der Fürst wieder
teilweise denen, die ihm regieren helfen sollen, anzuvertrauen genötigt ist.
Wie angelegen ließ sich's nicht der guten Tifan sein, seiner
Gesetzgebung eben dadurch die Krone der Vollkommenheit aufzusetzen, daß er ihr
die möglichste Dauerhaftigkeit zu geben suchte! Eben darum, weil er einsah, wie
sehr alles auf die sittliche Beschaffenheit der Regierten sowohl
als der Regierenden ankommt, machte er die moralische Bildung der
Scheschianer zum Hauptzweck seiner Erziehungsanstalten, und die Erhaltung der
Sitten in der möglichsten Lauterkeit zum Augenmerk aller seiner Verordnungen.
Aber eben darum, weil es unmöglich ist unter einem großen Volke die Sitten
lange unverdorben zu erhalten, konnt er mit aller seiner Vorsicht mehr nicht
bewirken, als daß es mit der sittlichen Verderbnis seines Volkes langsamer
zuging, und also der Zeitpunkt des politischen Todes, welchem sich jeder
Staat mit immer zunehmender Geschwindigkeit nähert, von dem seinigen etwas
weiter entfernt wurde, als es ohne seine Vorkehrungen geschehen wäre.
Dienstag, 2. August 2016
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