Freitag, 28. März 2014


Ganz stille habe ich mich nach Hause begeben, um zu lesen, zu kramen und an dich zu dencken. Ich binn recht zu einem Privatmenschen erschaffen und begreiffe nicht wie mich das Schicksal in eine Staatsverwaltung und eine fürstliche Familie hat einflicken mögen. Dir lebe ich meine Lotte, dir sind alle meine Stunden zugezählt, und du bleibst mir das fühle ich.

Samstag, 22. März 2014

In Wahrheit hätten Carl August, Goethe und die anderen Mitglieder der politischen Führungsriege Weimars keineswegs nach exemplarischer Verwirklichung politischer Liberalität und aufgeklärter Humanitätsgedanken in ihrem kleinen Land gestrebt, sondern autoritäre Polizeistaatspraktiken verfolgt, die sich von denen anderer absolutistischer Potentaten nur dadurch unterschieden hätten, daß sie von einer geschickten Öffentlichkeitsarbeit verhüllt worden seien.
Heut hat mich zum erstenmal ein feiler Schatz bey hellem Tage in einem Gäßgen beim Rialto angeredet.

Ich bleibe zu Hause und suche dich gegen Abend, denn ich bedarf deiner Liebe die du mir so schön gönnen willst.

Leb wohl beste, deine Gestalt und deine Liebe glänzt immer um mich, und wie in eine glückliche Heimat trag ich alles in Gedancken zu dir.

Donnerstag, 20. März 2014


Das, was er soeben über Napoleon gesagt, lag mir im Sinn, und ich suchte das Gespräch auf jenen Gegenstand zurückzuführen.
„Doch scheint es mir“, begann ich, „daß Napoleon sich besonders in dem Zustand jener fortwährenden Erleuchtung befunden, als er noch jung und in aufsteigender Kraft war, wo wir denn auch einen göttlichen Schutz und ein beständiges Glück ihm zur Seite sehen. – In späteren Jahren dagegen scheint ihn jene Erleuchtung verlassen zu haben, so wie sein Glück und sein guter Stern.

„Was wollt Ihr!“ erwiderte Goethe. „Ich habe auch meine Liebeslieder und meinen Werther nicht zum zweitenmal gemacht. Jene göttliche Erleuchtung, wodurch das Außerordentliche entsteht, werden wir immer mit der Jugend und der Produktivität im Bunde finden, wie denn Napoleon einer der produktivsten Menschen war, die je gelebt haben.“

„Ja, ja, mein Guter, man braucht nicht bloß Gedichte und Schauspiele zu machen, um produktiv zu sein, es gibt auch eine Produktivität der Taten, und die in manchen Fällen noch um ein Bedeutendes höher steht. – Selbst der Arzt muß produktiv sein, wenn er wahrhaft heilen will; ist er es nicht, so wird ihm nur hin und wieder wie durch Zufall etwas gelingen, im ganzen aber wird er nur Pfuscherei machen.“
„Sie scheinen“, versetzte ich, „in diesem Fall Produktivität zu nennen, was man sonst Genie nannte.“