Sonntag, 18. Oktober 2009

Mit diesen Worten reichte er mir einige radierte Blätter des berühmten Tiermalers Roos; lauter Schafe und diese Tiere in allen ihren Lagen und Zuständen. Das Einfältige der Physiognomien, das Hässliche, Struppige der Haare, alles mit der äussersten Wahrheit, als wäre es die Natur selber.

„Mir wird immer bange,“ sagte Goethe, „wenn ich diese Tiere ansehe. Das Beschränkte, Dumpfe, Träumende, Gähnende ihres Zustandes zieht mich in das Mitgefühl desselben hinein; man fürchtet, zum Tier zu werden, und möchte fast glauben, der Künstler sei selber eins gewesen. Auf jeden Fall bleibt es im hohen Grade erstaunenswürdig, wie er sich in die Seelen dieser Geschöpfe hat hineindenken und hineinempfinden können, um den innern Charakter in der äussern Hülle mit solcher Wahrheit durchblicken zu lassen. Man sieht aber, was ein grosses Talent machen kann, wenn es bei Gegenständen bleibt, die seiner Natur analog sind.“

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