Freitag, 27. Juli 2007

Der Irrtum verhält sich gegen das Wahre wie der Schlaf gegen das Wachen. Ich habe gemerkt, dass man aus dem Irren sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwende.
Unter allen Völkerschaften haben die Griechen den Traum des Lebens am schönsten geträumt.
Ich verlange nicht, dass Sie jemals billig gegen mich sein sollen, versetzte jener; aber so viel muss ich Ihnen sagen: wir andern, die wir von der Gesellschaft abhängen, müssen uns nach ihr bilden und richten, ja wir dürfen eher etwas tun, das ihr zuwider ist, als was ihr lästig wäre, und lästiger ist ihr in der Welt nichts, als wenn man sie zum Nachdenken und zu Betrachtungen auffordert. Alles was dahin zielt muss man ja vermeiden und allenfalls das im stillen für sich vollbringen, was bei jeder öffentlichen Versammlung versagt ist.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Dienstag, 24. Juli 2007

Wie in Rom außer den Römern noch ein Volk von Statuen war, so ist außer dieser realen Welt noch eine Welt des Wahns, viel mächtiger beinahe, in der die meisten leben.
Jedem der mächtig und gross ist erscheint nichts lächerlicher als ein Kleiner und Schwacher, der in der Dunkelheit des Wahns, in der Unkenntnis seiner selbst, seiner Kräfte und seines Verhältnisses, sich jenem gleichzustellen dünkt.

Montag, 23. Juli 2007

Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit.
„Man war im Grunde nie mit mir zufrieden und wollte mich immer anders, als es Gott gefallen hatte, mich zu machen. Auch war man selten mit dem zufrieden, was ich hervorbrachte. Wenn ich mich Jahr und Tag mit ganzer Seele abgemüht hatte, der Welt mit einem neuen Werke etwas zuliebe zu tun, so verlangte sie, daß ich mich noch obendrein bei ihr bedanken sollte, daß sie es nur erträglich fand. Lobte man mich, so sollte ich das nicht in freudigem Selbstgefühl als einen schuldigen Tribut hinnehmen, sondern man erwartete von mir irgendeine ablehnende bescheidene Phrase, worin ich demütig den völligen Unwert meiner Person und meines Werkes an den Tag lege. Das aber widerstrebte meiner Natur, und ich hätte müssen ein elender Lump sein, wenn ich so hätte heucheln und lügen wollen. Da ich nun aber stark genug war, mich in ganzer Wahrheit so zu zeigen, wie ich fühlte, so galt ich für stolz und gelte noch so bis auf den heutigen Tag.“
„Ich habe mich übrigens sehr mäßig gehalten,“ fügte er hinzu; – „wenn ich alles hätte aussprechen wollen, was mich wurmte und mir zu schaffen machte, so hätten die wenigen Seiten wohl zu einem ganzen Bande anwachsen können.“
Hernach sprachen wir über den Divan, besonders über das Buch des Unmuts, worin manches ausgeschüttet, was er gegen seine Feinde auf dem Herzen hatte.

Dienstag, 10. Juli 2007

Wer zum Bewusstsein seiner Fehler gelangt, wird meistens darein verliebt und möchte sie um Himmels willen nicht ablegen. Ich mag meine Schnöckerei um die Weiber, die mir gefallen, nicht ablegen, ob ich gleich weiss, dass sie zu nichts führen kann und mir sonst schädlich ist.
Zerstreute Gedanken über das griechische Drama.Es ist ein enger Kreis von wenigen Figuren, die gleichsam wie Charaktermasken auftreten und wie ein Uhrwerk die Geschichte abspielen.
Eigentlich ist das, was nicht gefällt, das Rechte.
Aber wenn man die Unredlichkeit der Deutschen in ihrer ganzen Grösse kennen lernen will, muss man sich mit der deutschen Literatur bekannt manchen.
Gersdorff meinte, Goethe habe den Napoleon nie hochgeachtet und geliebt, er betrachte ihn aber als eine merkwürdige Naturerscheinung, und sage, das könne man ihm doch nicht verargen, dass er diejenigen hasse, die ihn in dieser Betrachtung hindern wollten.

Sonntag, 8. Juli 2007

Samstag, 7. Juli 2007

Ich glaube sogar eine Art von Scheu gegen poetische Produktionen, oder wenigstens insofern sie poetisch sind, bemerkt zu haben, die mir aus eben diesen Ursachen ganz natürlich vorkommt. Die Poesie verlangt, ja sie gebietet Sammlung, sie isoliert den Menschen wider seinen Willen ...
Es käme jetzt nur auf einen ruhigen Monat an, so sollte das Werk zu männiglicher Verwunderung und Entsetzen, wie eine grosse Schwammfamilie, aus der Erde wachsen.
Ich erlaube Ihnen mich, wie einen andern Theaterbösewicht zu hassen, nur bitte ich mich klar zu deuten und nicht zu glauben, dass ich mich im fünften Ackte bekehren werde.
Leider muss man nur meistenteils verstummen, um nicht, wie Kassandra, für wahnsinnig gehalten zu werden, wenn man das weissagt, was schon vor der Tür ist.
„ ... dass man den Leuten, im ganzen genommen, durch die Poesie nicht wohl, hingegen recht übel machen kann, und mir deucht, wo das eine nicht zu erreichen ist, da muss man das andere einschlagen. Man muss sie inkommodieren, ihnen die Behaglichkeit verderben, sie in Unruhe und Erstaunen setzen. Eins von beiden, entweder als ein Genius oder als ein Gespenst muss die Poesie ihnen gegenüberstehen.“

Mittwoch, 4. Juli 2007

Als er darauf ein herrliches Blatt von Israel von Mecheln (1504), den Tanz der Herodias vorstellend, uns zeigte, setzte er hinzu: »Der Mensch mache sich nur irgend eine würdige Gewohnheit zu eigen, an der er sich die Lust in heitern Tagen erhöhen und in trüben Tagen aufrichten kann. Er gewöhne sich z.B. täglich in der Bibel oder im Homer zu lesen, oder Medaillen oder schöne Bilder zu schauen, oder gute Musik zu hören. Aber es muß etwas Treffliches, Würdiges sein, woran er sich so gewöhnt, damit ihm stets und in jeder Lage der Respect dafür bleibe.«
Im Fortlauf des Gesprächs erzählte er von einer seltsamen Unterredung mit Lord Bristol, der ihm den durch seinen Werther angerichteten Schaden vorwarf. »Wie viel tausend Schlachtopfer fallen nicht dem englischen Handelssystem zu Gefallen,« entgegnete ich noch derber; »warum soll ich nicht auch einmal das Recht haben, meinem System einige Opfer zu weihen?«
»Euch darf ich's wohl gestehen,« sagte er, – »seit ich über den Ponte molle heimwärts fuhr, habe ich keinen rein glücklichen Tag mehr gehabt.« Und dabei waltete tiefe Rührung über seinen Zügen! »Ich lebte,« fuhr er fort, »zehn Monate lang zu Rom ein zweites akademisches Freiheitsleben; die vornehmere Gesellschaft ganz vermeidend, weil ich diese ja zu Hause schon habe.«
Gewöhnen Sie sich, über jede Erscheinung eine Betrachtung oder mehrere zu machen, und wo ihnen solche nicht im Augenblick kommen wollen, da schreiben Sie wenigstens in Ihr Tagebuch: Hier sind Betrachtungen anzustellen.

Montag, 2. Juli 2007