Montag, 25. Juni 2007

Freitag, 22. Juni 2007

Zeit der Zerstreuung und des Verlustes
Denn mit aller ihrer unendlichkeit ist es eine sehr eingeschrenckte, an ihrem platz und einnahme hängende raçe. .... Wenn immer und an jedem Orte dieser Art Menschen der Daume vorsichtig, aber anhaltend, wäre aufs Auge gehalten worden, so stünden die Sachen jetzt ganz anderst.
Wir werden unsere ganze Universität ruinieren um der geschmacklosen thorheit einer ephemeren Geistes krankheit zu schonen. Menschen die nicht wissen was sie der allgemeinen schicklichkeit zu liebe, verschweigen oder wenigstens nicht öffentlich sagen sollen, sind höchst unbrauchbar und schädlich.
Der Herzog hatte sich schon lange gefragt, warum die gelehrten Herren nicht mit einer brauchbaren Form der Wettervorhersage aufwarten konnten.
Wir wollen ja an einander fest halten, denn wir fänden es doch nicht besser ... Das Gute in der Welt ist viel schmäler gesät als man denckt, was man hat muss man halten.

Sonntag, 17. Juni 2007

Samstag, 16. Juni 2007

Zwar ist, ich gestehe es, ein solcher Entschluss sehr illiberal und nur Verzweiflung kann einen dazu bringen; es ist aber doch immer besser ein für allemal zu entsagen, als immer einmal über den andern Tag rasend zu werden.
In der Lage, in der ich mich befinde, habe ich mir zugeschworen, an nichts mehr Theil zu nehmen, als an dem, was ich so in meiner Gewalt habe, wie ein Gedicht, wo man weiß, daß man zuletzt nur sich zu tadeln oder zu loben hat; an einem Werke, an dem man, wenn der Plan einmal gut ist, nicht das Schicksal des Penelopeischen Schleiers erlebt. Leider lösen in allen übrigen Dingen einem die Menschen gewöhnlich wieder auf, was man mit großer Sorgfalt gewoben hat, und das Leben gleicht jener beschwerlichen Art zu wallfahrten, wo man drei Schritte vor, und zwei zurück thun muß.
Es ist lustig zu sehen, was diese Menschenart eigentlich geärgert hat, was sie glauben, dass einen ärgert, wie schal, leer und gemein sie eine fremde Existenz ansehen, wie sie ihre Pfeile gegen das Außenwerk richten, wie wenig sie nur ahnen, in welcher unzugänglichen Burg der Mensch wohnt, dem es nur irgend Ernst um sich und um die Sachen ist.
Wer gerne leben mag und ein entschiedenes Streben in sich fühlt, einen freien Blick über die Welt hat, dem muß vor einem kleinen Dienst wie vor dem Grabe schaudern. Solche enge Verhältnisse können nur durch die höchste Konsequenz, wodurch sie die Gestalt einer großen Haushaltung annehmen, interessant werden.
Nur ein Augenblick war’s, in dem ich lebte, der wieget
Alle Tage, die sonst kalt mir verschwindenden, auf.
Auf den letzten Seiten von Wilhelm Meisters Lehrjahre drängen die Ereignisse einem Augenblick des vollkommenen Glücks entgegen, der wie in einem langsamer werdenden Traum immer schwieriger zu erlangen ist, bis der Roman unmittelbar vor diesem Augenblick, aber ohne ihn erreicht zu haben, zum Stillstand kommt.
„Vergebens klagen wir Menschen uns selbst, vergebens das Schicksal an! Wir sind elend und zum Elend bestimmt, und ist es nicht völlig einerlei, ob eigene Schuld, höherer Einfluss oder Zufall, Tugend oder Laster, Weisheit oder Wahnsinn uns ins Verderben stürzen?“
Der Referent fand ihn einmal umgeben von einer Folge anderer Naturgegenstände, die er geordnet hatte, um der letzverstorbenen Frau Grossherzogin, deren Besuch er erwartete, den leisern, verborgneren Übergang der Natur von dem Einen zu dem Andern, und besonders auch anschaulich zu machen, wie die alma mater in dem Einen nicht nur andeute, was erst das Zweite empfangen solle, sondern zuweilen es dort gewissermassen , halb und halb, schon vorausnehme. Über letzteres, wo er glaubte, es nachweisen zu können, verbreitete er sich mit besonderm Vergnügen und mit mancher höchst unerwarteten, bald heitern und leichtern, bald sanftfeierlichen und weit hinaus deutenden Wendung. So begann er in letzter Weise einmal, indem er eben zwei solche Gegenstände in den Händen hielt: Was meinen Sie: könnte nicht St.Paulus, diese tiefe Seele, dergleichen im Sinne gehabt haben, wo er des „ängstlichen Harrens der Kreatur“ gedenkt, und wie sie „sich sehnet immerdar?“

Freitag, 15. Juni 2007

Sein Ton mit Frauen, die nicht streng auf sich halten, ist nicht fein, und an zarter Grazie fehlt’s ihm überhaupt.
Mit Rührung erinnere ich mich, wie uns Goethe, in tiefer Herzensbewegung, unter hervorquellenden Thränen, den Gesang, der das Gespräch Hermanns mit der Mutter am Birnbäume enthält, gleich nach der Entstehung vorlas. „So schmilzt man bei seinen eigenen Kohlen," sagte er, indem er sich die Augen trocknete.
Mittags bey Göthe
Morgens bey Göthe
Einen Abend demonstrirte der Freund in heftigster Weise seine Ansichten über Verschiedenes dem stillhorchenden Goethe vor, und als er keine Gegenrede erhielt und betroffen darüber vor Goethe stehen blieb, erwiederte dieser ganz behaglich: »Ach, sag doch noch mehr so was Dummes!«
ja, ja, schön

Donnerstag, 14. Juni 2007

Was würde aus einem Autor werden, wenn er nicht an die einzelnen, hier und da zerstreuten, Menschen von Sinn glaubte.

Sonntag, 10. Juni 2007

Dienstag, 5. Juni 2007

Sie wollen in dieser wunderlichen und furchtbaren Zeit ein Journal herausgeben, ein politisches Journal; Sie gedenken, dasselbe gegen Napoleon zu richten und gegen die Franzosen. Aber, glauben Sie mir: Sie mögen sich stellen, wie Sie wollen, so werden Sie auf dieser Bahn bald ermüden; Sie werden bald daran erinnert werden, daß die Windrose viele Strahlen hat. Alsdann werden Sie an die Throne stoßen und wenn auch nicht denen, welche auf denselben sitzen, doch denen mißfallen, welche dieselben umgeben. Sie werden alles gegen sich haben, was groß und vornehm in der Welt ist; denn Sie werden die Hütten vertreten gegen die Paläste und die Sache der Schwachen führen gegen die Hand der Starken. Zugleich werden Sie von Gleichen Widerspruch erfahren theils über Grundsätze, theils über Thatsachen. Sie werden sich vertheidigen und, wie ich hoffen will, glücklich, und dadurch werden Sie neue Feindschaft wider sich erwecken. Mit Einem Worte: Sie werden in mannigfaltige Händel verwickelt werden. Mit den Gleichen dürften Sie vielleicht fertig werden; wen Sie nicht überwinden, den können Sie ignoriren, und manchem geschieht mit Verachtung zu viele Ehre. Aber anders ist es mit den Mächtigen und Großen: mit denselben ist nicht gut Kirschen zu essen; Sie wissen aus welchen Gründen: den Waffen derselben hat man nichts einzusetzen.
Goethe sass ganz ruhig. Endlich erhob er mit einem Lächeln die rechte Hand. Ich schwieg. Sogleich fing Goethe mit einer ungemein sanften Stimme, die zuweilen etwas bewegt zu werden schien, zu reden an, und sprach ohne Unterbrechung ziemlich lange. Von dem, was er sagte, vermag ich indes nur einzelnes mitzuteilen, kann aber nicht unbemerkt lassen, dass ich mehr als einmal auf das tiefste ergriffen wurde, zum Teil allerdings durch seine Worte, weit mehr noch durch seine Weise, durch den Ton seiner Stimme, den Ausdruck seines Gesichtes, die Bewegung seiner Hände.
Um 6 Uhr ging ich zu Goethe. Ich fand ihn allein, wunderbar aufgeregt, glühend, ganz wie im Kügelschen Bilde. Ich war zwei Stunden bei ihm, und ich habe ihn zum ersten Male nicht ganz verstanden. Mit dem engsten konfidentiellen Zutrauen teilte er mir grosse Plane mit und forderte mich zur Mitwirkung auf. Ich glaubte, es sei die Zeit nach Tische, aber es gab kein Tröpfchen, und dennoch wurde er immer lebendiger. Ich war zu müde, um mich in dieselbe Stimmung zu versetzen; so habe ich mich endlich ordentlich losgerissen. Ich fürchtete mich beinahe vor ihm; er erschien mir, wie ich mir als Kind die goldenen Drachen der chinesischen Kaiser dachte, die nur die Majestät tragen können. Ich sah ihn nie so furchtbar heftig, gewaltig, grollend; sein Auge glühte, oft mangelten die Worte, und dann schwoll sein Gesicht und die Augen glühten, und die ganze Gestikulation musste dann das fehlende Wort ersetzen. Ich habe seine Worte und Plane, aber ihn selbst nicht verstanden. Ich muss morgen nach dem Theater wieder zu ihm, um ihn zu ergründen. Er sprach über sein Leben, seine Taten, seinen Wert, mit einer Offenheit und Bestimmtheit, die ich nicht begriff. Ob ihn der grosse Plan, den ich Ihnen nur mündlich sagen kann, so ergriff?
Die Verheerungen der Kosaken, die wirklich arg sind, nehmen ihm alle Freude an dem Spaß. Er meint, das Heilmittel sei übler als die Krankheit, man werde der Knechtschaft loswerden, aber zum Untergehn. Ich habe mich wenig darauf eingelassen, diese Dinge zu bestreiten, es kam mir mehr darauf an, es zu kennen und aus ihm zu hören. Übrigens sieht er's sehr locker und lose an. Die Weltgeschichte, meint er, habe auch diesen Spaß haben müssen.
Seine Stube kommt ihm vor wie Diogenes’ Fass.