Donnerstag, 31. Mai 2007

Mit Goethe allein. Erst über die Weiber, dass sie keinen Geist haben. Ins Gartenhaus, Zinnformation.
Goethe ist ... sehr verdriesslich in Teplitz. Ich kann mir seinen Zustand denken. Er hat eigentlich kein Gleichgewicht in sich, er ist schwach in der Wirklichkeit, und dann gilt das Idealische nur im Moment der Begeisterung und durchdringt nicht jeden Moment des blossen einfachen Lebens.
Ich finde überhaupt, dass gewisse Eigenschaften bei allen Dichtern, sie mögen noch so verschieden sein, wiederkehren. Dahin gehört auch eine Uebermacht der innern Tätigkeit oder innern Erscheinungen, die den gewöhnlichen Fluss der Rede unterbrechen, und Hand, Blick, Wort und Mienen plötzlich in eine ungemessene Bewegung setzen. Goethe, der durch Ruhe und Haltung in seinem ganzen Betragen sich vor den übrigen auszeichnet, kann doch solcher Anfechtungen, wo der Geist gewaltsam hervordringt, sich nicht erwehren, und ist in solchen Augenblicken den andern Dichtern vollkommen gleich.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Diese verdammten Romäntler käuen das Christentum, wie die Wilden jene Wurzel, um uns einen verfluchten Trank daraus zu bereiten.Diese modern-romantische Poesie kommt mir vor wie eine Manipulation, wie ein Magnetisieren, das auf uns herumfingert und jeden in den Somnambulismus versetzt, wo er dann weissagt.
Ich lerne immer und immer mehr ihren Wert, ihre Notwendigkeit einsehen.
Sei still! - s’ist gut! - Lass mir dies Fieber, diese Röteln der Zeit ruhen; ich werde sie auch noch überleben.

Dienstag, 29. Mai 2007

Montag, 28. Mai 2007

Das Christentum setzt jeden in den Naturzustand (der ursprünglichen Gleichheit) zurück, ohne ihm die Moyens dazu zu geben. Daher ist jeder gefährdet, der eigentlich der Mächtigere ist: denn er darf seine Macht nicht gebrauchen. Daher befinden sich alle Lumpe so vortrefflich dabei: denn man kann ihnen nichts anhaben.
Damit ist aber keineswegs gesagt, daß durch diese Beschränkung unserer Naturbetrachtungen auch dem Glauben Schranken ge setzt wären. Im Gegentheil kann, bei der Unmittelbarkeit göttlicher Gefühle in uns, der Fall gar leicht eintreten, daß das Wissen als Stückwerk besonders auf einem Planeten erscheinen muß, der, aus seinem ganzen Zusammenhange mit der Sonne herausgerissen, alle und jede Betrachtung unvollkommen läßt, die eben darum erst durch den Glauben ihre vollständige Ergänzung erhält.
Es gehört eine Constellation dazu, die nicht alle Tage zu haben ist, daß das Wasser weicht und daß die Erde trocken wird. So gut wie es Menschenplaneten giebt, kann es auch Fischplaneten und Vogelplaneten geben. Ich habe in einer unserer früheren Unterhaltungen den Menschen das erste Gespräch genannt, das die Natur mit Gott hält. Ich zweifle gar nicht, daß dies Gespräch auf andern Planeten viel höher, tiefer und verständiger gehalten werden kann.
Ich bin gewiß, wie Sie mich hier sehen, schon tausendmal dagewesen und hoffe wohl noch tausendmal wiederzukommen.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Die Verhältnisse mit Frauen allein können doch das Leben nicht ausfüllen und führen zu gar vielen Verwicklungen, Qualen und Leiden, die uns aufreiben, oder zur vollkommenen Leere.
Es ist Goethen sehr schade, so ungeheuer allein zu sein, denn so viel Menschen er auch vorübergehend sieht, ist er mit keinem vertraut und hat mir versichert, dass, wenn er Meyer und mich ausnähme, im ganzen weiten Deutschland niemand sei, mit dem er eigentlich frei reden möge und könne. Er versauert wohl vielleicht nicht so, aber er verknöchert und verhärtet wirklich und wird auch entsetzlich intolerant und im Gespräch manieriert. Er hatte, wie du weisst, immer gewisse Lieblingsausdrücke, die halbsagend waren und ihm eigentlich als Aushilfe galten, wenn er zu träge war, seine Ideen recht bestimmt auszudrücken. Aber noch nie habe ich den Gebrauch davon so häufig als diesmal bemerkt. Er begleitet sie auch jetzt mehr mit Mienen und muss einem, der nicht daran gewöhnt ist, sehr wunderbar vorkommen. ... Das ist eins der schrecklichsten Dinge in der Ehe, dass Mann und Frau sich durch Gewohnheit und die Befriedigung kleiner physischer Bedürfnisse so herabstimmen, dass sie das Mittelmässige und sogar das Gemeine gut und selbst unentbehrlich finden.
Etwas Trauriges ist seine Art, sich nach und nach einzuspinnen. Er will nicht nach Wien, nicht einmal nach Prag, und von Italien hat er auf ewig Abschied genommen. Also Weimar und Jena und Karlsbad! Immer und alljährlich! Wenn der Mensch am Ende so werden muss, wenn es unabänderlich ist, dass die regesten Säfte endlich so stocken, so muss man sich wenigstens da einspinnen, wo man sicher ist, dass jede Art der Grösse im gleichen Kreise mit uns ruht ...

Freitag, 11. Mai 2007

Donnerstag, 10. Mai 2007

Es tut not, in dieser kalten Zeit einem so verständigen Freund sein Herz zu eröffnen.
... denn die Seelen kennen eine Sprache, die nie verstummt, wenn sie einst rein klang.
... Wie interessant war der Meister ehemals, wie weich, wie hat er geliebt, und wie konnte sich das alles ändern! Es ist mir ein Rätsel, diese Natur; wie hat die arme Charlotte leiden müssen! ...
Ich hatte gestern mit Goethe eine artige Unterredung, worin er mir sagte, dass er sich nie in seinem Leben eines zufälligen Glückes habe rühmen können, und dass er solches auch im Spiel erfahren, wo ihn das Glück durchaus fliehe.
Es ist schlimm für seine Freunde, dass er alle Liebe für einen Irrtum des Herzens hält. Wir wollen nicht so denken!
Kurios, kurios.
Ja das sind nun recht gute Spässe, aber sie gehen mich nichts mehr an.