Mittwoch, 31. Juli 2024

 

Darf ich mich, mein Verehrtester, in altem Zutrauen ausdrücken, so gesteh ich gern daß in meinen hohen Jahren mir alles mehr und mehr historisch wird: ob etwas in der vergangenen Zeit, in fernen Reichen oder mir ganz nah räumlich im Augenblicke vorgeht, ist ganz eins, ja ich erscheine mir selbst immer mehr und mehr geschichtlich; und da mir meine gute Tochter Abends den Plutarch vorlies't, so komm ich mir oft lächerlich vor, wenn ich meine Biographie in dieser Art und Sinn erzählen sollte.

Verzeihen Sie mir dergleichen Äußerungen! im Alter wird man redselig und da ich dictire, kann mich diese Naturbestimmung gar wohl auch überraschen.

Lassen Sie uns beiderseits von Zeit zu Zeit einen Anklang fortwährenden Daseyns nicht vermissen.

Sonntag, 28. Juli 2024

Freitag, 19. Juli 2024

 

Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte; Seht hin und findet mir andre Gestalt!
Es ist die ganze Kirchengeschichte Mischmasch von Irrtum und von Gewalt.

Montag, 15. Juli 2024

Bei ihrer Ankunft mit mehreren Landsmänninen blieb sie von der Menge ganz unbemerkt, fast wie ein Aschenbrödel; ich entdeckte sie und ihren vorzüglichen Werth gar bald, und suchte sie wie eine Kastanie aus der Asche hervor. Wir wurden uns lieber und lieber; es war ein allerliebster sarmatischer Hanswurst, voll Verstand, Laune, Frohsinn.

 

Ich pries den Zufall, der ihn zum Briefwechsel über diese Vorrede verleitet habe. Da antwortete er: »was thut man denn Bedeutendes, ohne durch einzelnen Anlaß aufgeregt zu sein? Die Gelegenheiten sind die wahren Musen, sie rütteln uns auf aus Träumereien und man muß es ihnen durchaus danken. Knebel hatte leider keine Collectionen über Lucrez, keine Acten, darum werde es ihm schwer, jetzt productiv und positiv zu sein. Da habe ich ganz anders gesammelt, Stöße von Excerpten und Notizen über jeden Lieblingsgegenstand.«

Donnerstag, 11. Juli 2024

 

»Die Herzogin Mutter war es, die sich höchst gemäßigt bei allem diesen benommen, die entgegengesetzten Geister immer freundlich auseinander gehalten und mir nie den geringsten Stoff zu einer Klage gegeben hat. Sie war ein allerliebstes, vortreffliches, aber indefinibles Wesen. Inzwischen« – setzte er hinzu – »um das oft gebrauchte Gleichniß, daß wir zu nah aneinanderstehende Bäume gewesen, beizubehalten, – wenn jene Verstimmungen mich hinderten an Ausbreitung, so trieben sie mich desto mehr in die Höhe: ich blieb mir getreu und lebte auf meine Weise. Jeder von uns hätte eines eignen, abgeschlossenen Kreises für sich bedurft; in einer großen Stadt, z.B. in Berlin hätten wir ihn gefunden, während wir uns hier oft durchkreuzten. Und so war ich stets und werde es bleiben, so lange ich lebe und darüber hinaus hoffe ich auch noch auf die Sterne; ich habe mir so einige ausersehen, auf denen ich meine Späße noch fortzutreiben gedenke.«

Freitag, 5. Juli 2024

 

Verflucht sei, wer nach falschem Rat,
Mit überfrechem Mut,
Das, was der Korse-Franke tat,
Nun als ein Deutscher tut!
Er fühle spät, er fühle früh,
Es sei ein dauernd Recht;
Ihm geh es, trotz Gewalt und Müh,
Ihm und den Seinen schlecht!

 

Ich gehe als Hofrath und Instructor des Erbprinzen in Weimarischen Dienste. Da der Antrag an mich kam, den Verstand und das Herz eines jungen Fürsten ausbilden zu helfen, der in wenigen Jahren regieren soll, konnt’ ich unmöglich anders, als denken, dies sey eine Gelegenheit mehr Gutes zu bewirken, als ich in meinem ganzen bisherigen Leben zu thun im Stande gewesen bin. Die Hofluft soll mich, wie ich hoffe, nicht anstecken.  -  Wieland an Sophie von La Roche

 

Ich habe das Vergnügen gehabt, in der Hoffnung bestätigt zu werden, welche ich mir von unserem jungen Fürsten mache. Wenn der Himmel ihn und ein paar gute Freunde, die er hat, leben läßt, sollen Sie in sechs Jahren a dato einen kleinen Hof sehen, der es verdienen soll, daß man von den Enden der Welt komme, ihn zu sehen.  -  Wieland an Friedrich Heinrich Jacobi

Dienstag, 2. Juli 2024

Hätte ich ahnen können, dass mir die Ehre zuteil werden würde, dieses Gespräch zu führen ....

Montag, 1. Juli 2024