Freitag, 28. Juni 2024
Wir sahen ihm lange und frohbewegt nach, als er, in seinen lichtgrauen Mantel gehüllt, feierlich ins Tal hinabstieg, bald bei diesem, bald bei jenem Mineral oder Pflanze verweilend.
Montag, 24. Juni 2024
Ich sehe
dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem
schmalen Stege
Der Wandrer bebt.
Freitag, 21. Juni 2024
Allerdings benutzte Goethe gelegentliche Ereignisse, wann und wie sie ihm zu Passe kamen. Ja er wartete öfters, wie ein römischer Augur auf Vogelflug und Omen, dass sich etwas ereigne, ihm aufgehen, ins Haus kommen werde, welches zum Abschluss seiner Arbeit dienen könne, und hatte seine Tage, wo er aufs Erfinden ausging. Meistens glückte es ihm. Die Tage also, die zur Production nicht geeignet waren, nützte er zur Reflexion aus; denn er fühlte es vorher, ob er einen arbeitsamen Tag haben wird.
Samstag, 15. Juni 2024
Dienstag, 11. Juni 2024
Eine rasche Mitteilung war jedoch unter den
Literaturfreunden schon eingeleitet: die Musenalmanache verbanden alle jungen
Dichter, die Journale den Dichter mit den übrigen Schriftstellern. Meine Lust
am Hervorbringen war grenzenlos; gegen mein Hervorgebrachtes verhielt ich mich
gleichgültig, nur wenn ich es mir und andern in geselligem Kreise froh wieder
vergegenwärtigte, erneute sich die Neigung daran. Auch nahmen viele gern an
meinen größern und kleinern Arbeiten teil, weil ich einen jeden, der sich nur einigermaßen
zum Hervorbringen geneigt und geschickt fühlte, etwas in seiner eignen Art
unabhängig zu leisten, dringend nötigte und von allen gleichfalls wieder zu
neuem Dichten und Schreiben aufgefordert wurde. Dieses wechselseitige, bis zur
Ausschweifung gehende Hetzen und Treiben gab jedem nach seiner Art einen
fröhlichen Einfluß, und aus diesem Quirlen und Schaffen, aus diesem Leben und
Lebenlassen, aus diesem Nehmen und Geben, welches mit freier Brust, ohne irgend
einen theoretischen Leitstern von so viel Jünglingen, nach eines jeden
angeborenem Charakter, ohne Rücksichten getrieben wurde, entsprang jene
berühmte, berufene und verrufene Literarepoche, in welcher eine Masse junger
genialer Männer mit aller Mutigkeit und aller Anmaßung, wie sie nur einer
solchen Jahreszeit eigen sein mag, hervorbrachen, durch Anwendung ihrer Kräfte
manche Freude, manches Gute, durch den Mißbrauch derselben manchen Verdruß und
manches Übel stifteten; und gerade die aus dieser Quelle entspringenden
Wirkungen und Segenwirkungen sind das Hauptthema dieses Bandes.
Woran sollen aber junge Leute das höchste Interesse
finden, wie sollen sie unter ihresgleichen Interesse erregen, wenn die Liebe
sie nicht beseelt, und wenn nicht Herzensangelegenheiten, von welcher Art sie
auch sein mögen, in ihnen lebendig sind? Ich hatte im stillen eine verlorene
Liebe zu beklagen; dies machte mich mild und nachgiebig, und der Gesellschaft
angenehmer als in glänzenden Zeiten, wo mich nichts an einen Mangel oder einen
Fehltritt erinnerte und ich ganz ungebunden vor mich hinstürmte.
Durch solche Darstellungen, die mich gar nichts
kosteten, machte ich mich bei Kindern beliebt, erregte und ergetzte die Jugend
und zog die Aufmerksamkeit älterer Personen auf mich. Nur mußte ich in der
Sozietät, wie sie gewöhnlich ist, solche Übungen gar bald einstellen, und ich
habe nur zu sehr an Lebensgenuß und freier Geistesförderung dadurch verloren;
doch begleiteten mich jene beiden elterlichen Gaben durchs ganze Leben, mit
einer dritten verbunden, mit dem Bedürfnis, mich figürlich und gleichnisweise
auszudrücken. In Rücksicht dieser Eigenschaften, welche der so einsichtige als
geistreiche Doktor Gall, nach seiner Lehre, an mir anerkannte, beteuerte
derselbe, ich sei eigentlich zum Volksredner geboren. Über diese Eröffnung
erschrak ich nicht wenig: denn hätte sie wirklich Grund, so wäre, da sich bei
meiner Nation nichts zu reden fand, alles übrige, was ich vornehmen konnte,
leider ein verfehlter Beruf gewesen.