Donnerstag, 25. April 2024
Dienstag, 23. April 2024
Reiner Genuß und wahrer Nutzen kann nur wechselseitig seyn, und
ich freue mich, Ihnen gelegentlich zu entwickeln: was mir Ihre Unterhaltung
gewährt hat, wie ich von jenen Tagen an auch eine Epoche rechne, und wie
zufrieden ich bin, ohne sonderliche Aufmunterung, auf meinem Wege fortgegangen
zu seyn, da es nun scheint als wenn wir, nach einem so unvermutheten Begegnen,
mit einander fortwandern müßten. Ich habe den redlichen und so seltenen Ernst
der in allem erscheint was Sie geschrieben und gethan haben, immer zu schätzen
gewußt, und ich darf nunmehr Anspruch machen, durch Sie selbst mit dem Gange
Ihres Geistes, besonders in den letzten Jahren, bekannt zu werden. Haben wir
uns wechselseitig die Punkte klar gemacht, wohin wir gegenwärtig gelangt sind,
so werden wir desto ununterbrochner gemeinschaftlich arbeiten können.
Wie groß der Vortheil Ihrer Theilnehmung für mich seyn wird,
werden Sie bald selbst sehen, wenn Sie, bei näherer Bekanntschaft, eine Art
Dunkelheit und Zaudern bei mir entdecken werden, über die ich nicht Herr werden
kann, wenn ich mich ihrer gleich deutlich bewußt bin. Doch dergleichen
Phänomene finden sich mehr in unsrer Natur, von der wir uns denn doch gerne
regieren lassen, wenn sie nur nicht gar zu tyrannisch ist.
Ich hoffe bald einige Zeit bei Ihnen zuzubringen, und dann
wollen wir manches durchsprechen.
Freitag, 19. April 2024
Leider habe ich meinen Roman, wenige Wochen vor Ihrer Einladung,
an Unger gegeben und die ersten gedruckten Bogen sind schon in
meinen Händen. Mehr als einmal habe ich diese Zeit gedacht, daß er für die
Zeitschrift recht schicklich gewesen wäre; es ist das einzige was ich noch
habe, was Masse macht, und das eine Art von problematischer Composition ist,
wie sie die guten Deutschen lieben.
Das erste Buch schicke ich, sobald die Aushängebogen beisammen
sind. Die Schrift ist schon so lange geschrieben, daß ich im eigentlichsten
Sinne jetzt nur der Herausgeber bin.
Freitag, 12. April 2024
Letzt abgewichenen Freitag erschien ganz unerwartet ein Fremder in meinem Zimmer, den ich vor seinem wohlgemästeten Bauch nicht erkannte, bis ihn seine Stimme bei der Frage verrieth: Kennen Sie denn Ihren alten Freund nicht mehr? und siehe da, es war Goethe in eigener hoher Person, und ungeachtet er eine geraume Zeit bei mir blieb, so bliebe er doch erbärmlich steif und zurückhaltend. Das Einzige, was er mir durch seine Zunge mittheilte, war, daß er gesonnen sei, in die Schweiz zu reisen. Als ich ihn am andern Tag besuchte, war er redsprächiger und gefühlvoller.