Montag, 26. September 2022
Dienstag, 20. September 2022
Samstag, 17. September 2022
«Die
Beschäftigung mit Unsterblichkeitsideen», fuhr Goethe fort, «ist für vornehme
Stände und besonders für Frauenzimmer, die nichts zu tun haben. Ein tüchtiger Mensch
aber, der schon hier etwas Ordentliches zu sein gedenkt und der daher täglich
zu streben, zu kämpfen und zu wirken hat, läßt die künftige Welt auf sich
beruhen und ist tätig und nützlich in dieser. Ferner sind
Unsterblichkeitsgedanken für solche, die in Hinsicht auf Glück hier nicht zum
besten weggekommen sind, und ich wollte wetten, wenn der gute Tiedge ein
besseres Geschick hätte, so hätte er auch bessere Gedanken.»
Mittwoch, 14. September 2022
»Ich habe den großen Vorteil,« fuhr er fort, »daß ich zu einer Zeit geboren wurde, wo die größten Weltbegebenheiten an die Tagesordnung kamen und sich durch mein langes Leben fortsetzten, so daß ich vom Siebenjährigen Krieg, sodann von der Trennung Amerikas von England, ferner von der Französischen Revolution, und endlich von der ganzen Napoleonischen Zeit bis zum Untergange des Helden und den folgenden Ereignissen lebendiger Zeuge war. Hiedurch bin ich zu ganz anderen Resultaten und Einsichten gekommen, als allen denen möglich sein wird, die jetzt geboren werden und die sich jene großen Begebenheiten durch Bücher aneignen müssen, die sie nicht verstehen.«
Montag, 12. September 2022
"Und dann ist die Zeit ein wunderlich Ding. Sie ist ein Tyrann, der seine Launen hat und der zu dem, was einer sagt und tut, in jedem Jahrhundert ein ander Gesicht macht. Was den alten Griechen zu sagen erlaubt war, will uns zu sagen nicht mehr anstehen, und was Shakespeares kräftigen Mitmenschen durchaus anmutete, kann der Engländer von 1820 nicht mehr ertragen, so daß in der neuesten Zeit ein Family-Shakespeare ein gefühltes Bedürfnis wird."
Sonntag, 4. September 2022
Samstag, 3. September 2022
Freitag, 2. September 2022
Einen
guten Gedanken, den wir gelesen, etwas Auffallendes, das wir gehört, tragen wir
wohl in unser Tagebuch. Nähmen wir uns aber zugleich die Mühe, aus den Briefen
unserer Freunde eigentümliche Bemerkungen, originelle Ansichten, flüchtige
geistreiche Worte auszuzeichnen, so würden wir sehr reich werden. Briefe hebt
man auf, um sie nie wieder zu lesen; man zerstört sie zuletzt einmal aus
Diskretion, und so verschwindet der schönste, unmittelbarste Lebenshauch
unwiederbringlich für uns und andre. Ich nehme mir vor, dieses Versäumnis
wieder gut zu machen.