Freitag, 27. Januar 2017
Sie kommen mir eine Zeither
vor wie Madonna die gen Himmel fährt, vergebens dass ein rückbleibender seine
Arme nach ihr ausstreckt, vergebens dass sein scheidender trähnenvoller Blick
den ihrigen noch einmal niederwünscht, sie ist nur in den Glanz versuncken der
sie umgiebt, nur voll Sehnsucht nach der Krone die ihr überm Haupt schwebt.
Adieu doch Liebe! Weimar, d. 7. Okbr. 76.
Mittwoch, 25. Januar 2017
Die Deutschen sind im Durchschnitt rechtliche,
biedere Menschen aber von Originalität, Erfindung, Charakter, Einheit, und
Ausführung eines Kunstwerkes haben sie nicht den mindesten Begriff. Das heisst
mit Einem Worte sie haben keinen Geschmack. Versteht sich auch im Durchschnitt.
Den rohren Teil hat man durch Abwechslung und Uebertreiben, den gebildetern
durch eine Art Honettetät zum besten. Ritter, Räuber, Wohltätige, Dankbare, ein
redlicher biederer Tiers-Etat, ein infamer Adel pp. und durchaus eine
wohlsoutenierte Mittelmässigkeit, aus der man nur allenfalls abwärts ins
Platte, aufwärts in den Unsinn einige Schritte wagt, das sind nun schon zehen
Jahre die Ingredienzien und der Charakter unserer Romane und Schauspiele. Was
ich unter diesen Aspekten von ihrem Theater hoffe, es mag dirigieren wer will,
können Sie denken.
Mich hat der süße kleine Gott in einen bösen
Weltwinckel relegirt. Die öffentlichen Mädchen der Lust sind unsicher wie
überall. Die Zitellen (unverheurathete Mädchen) sind keuscher als irgendwo, sie
lassen sich nicht anrühren und fragen gleich, wenn man artig mit ihnen thut: e
che concluderemo? Denn entweder man soll sie heurathen oder sie verheurathen
und wenn sie einen Mann haben, dann ist die Messe gesungen. Ja man kann fast
sagen, daß alle verheurathete Weiber dem zu Gebote stehn, der die Familie
erhalten will. Das sind denn alles böse Bedingungen und zu naschen ist nur bey
denen, die so unsicher sind als öffentliche Creaturen. Was das Herz betrifft,
so gehört es gar nicht in die Terminologie der hiesigen Liebeskanzley.
Sonntag, 8. Januar 2017
Mir ist der Besitz nötig, um den richtigen Begriff der Objekte zu bekommen. Frei von den Täuschungen, die die Begierde nach einem Gegenstand unterhält, lässt erst der Besitz mich ruhig und unbefangen urteilen. Und so liebe ich den Besitz, nicht der beseßnen Sache, sondem meiner Bildung wegen, und weil er mich ruhiger und dadurch glücklicher macht. Auch die Fehler einer Sache lehrt mich erst der Besitz.
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