Samstag, 29. Oktober 2016


Der Alte nahm wieder Mut und fing nun an, nach den süßen Geheimnissen der Liebe mit dürren Worten und in hergebrachten trockenen Formeln sich zu erkundigen.

Mittwoch, 26. Oktober 2016


Eine Folge von sieben Jahren ist in diesen Tagen verflossen, seit die höchsten H.H. Erhalter der Akademie Jena das dortige Bibliotheksgeschäft unterzeichneter Behörde gnädigst zu übertragen geruhten. Die Aufgabe war bedenklich, ja in den ersten Augenblicken nicht zu übersehen.

In einem beengten und durch Umstände höchst ungünstigen Lokale befand sich ein seit Jahrhunderten aufgehäufter, aus vielen einzelnen Teilen und Sammlungen übereinander gedrängter, keineswegs geordneter Bücherschatz; diese Masse sollte geregelt und zugleich die heranzubringende Schloßbibliothek eingeschaltet werden. Unmöglich schien es, bei erster näherer Ansicht, einen allgemeinen Plan des gehörigen Verfahrens alsobald zu entwerfen; daher man, wie Ärzte bei rätselhaften Krankheiten, sich nur schrittweise bewegte, um vor allen Dingen die auffallenden Übel, die größten Hindernisse zu beseitigen.

Zugleich müßte man gegenwärtig aufgeben, eine Schilderung des damaligen Zustandes zu entwerfen, wenn nicht die höchsten Herrn Erhalter Selbst sowohl als Ihre ersten Staatsdiener durch eigene Einsicht und getreue Berichte, von ausgezeichnet tüchtigen und redlichen Männern entworfen, sich davon vorläufig genugsam hätten überzeugt gesehen. Dabei bleibt gern und dankbar einzugestehen, daß man aus einer einsichtig bemühten Vorarbeit des Staatsminister Frhrn. v. Ziegesar die erstere genaue Kenntnis gezogen und hieraus mit treuer Beachtung der bemerkten Mängel und aufgestellten Besserungs-Vorschläge die eigne Arbeit begonnen.
Anzuerkennen sind hier gleichfalls manche vorbereitende Bemühungen späterer Bevollmächtigten, welche zu Aufklärung damaliger Verworrenheiten bedeutende Dienste leisteten und zugleich die Fragen: was und wie das nächste zu tun sei? wohlbedächtig anregten.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Ich aber kann nur mit wenig Worten das Glück dieses Tages bezeichnen. Ich habe die Freskogemälde von Dominichin in Andrea della Valle, ingleichen die Farnesische Galerie von Carraccio gesehen. Freilich zuviel für Monate, geschweige für einen Tag.  
Ich sah in der Farnesina die Geschichte der Psyche, deren farbige Nachbildungen so lange meine Zimmer erheitern, dann zu St. Peter in Montorio die »Verklärung« von Raffael. Alles alte Bekannte, wie Freunde, die man sich in der Ferne durch Briefwechsel gemacht hat, und die man nun von Angesicht sieht. Das Mitleben ist doch ganz was anders, jedes wahre Verhältnis und Mißverhältnis spricht sich sogleich aus.    

Was träumet Ihr auf Eurer Dichterhöhe?
Was macht ein volles Haus Euch froh?
Beseht die Gönner in der Nähe!
Halb sind sie kalt, halb sind sie roh.
Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,
Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.
Was plagt ihr armen Toren viel,
Zu solchem Zweck, die holden Musen?