Donnerstag, 31. Dezember 2015

... und die Szene Fausts mit Gretchen im Kerker erschütterte mich so sehr, dass ich trotz alles Schämens und mächtigen Bemühens (ich war nämlich in der Loge des Herrn Vogel) nicht imstande war, nicht nur die Tränen, sondern, was noch schlimmer war, ein lautes Schluchzen zurückzuhalten, was sich mir zum Ärger gewaltsam aus der Brust vordrängte. Frau Rosa hatte nichts Angelegentlicheres, als es bei der Soiree Goethe sogleich zu erzählen, was mir ein solches dankbares Anblicken und Lächeln und zuletzt ein Gespräch ... verschaffte ...   

Dienstag, 29. Dezember 2015

Alle Damen in glänzender Toilette, die Herren mit weissen Halsbinden, auf den Tischen grosse Buketts, überall festliche Kleidung und Drapierung. Goethe war als Sonne und Idol des Festes der Zentralpunkt, gegen den alles gravierte. Die Menge folgte ihm, bei seiner Annäherung verstummte das Gespräch und lauschte man nur auf seine Worte. Er beteilte damit, langsam den Salon umschreitend, wohlwollend alle.
„Ich weiss es aus eigener Erfahrung“, fügte er hinzu, „was es heisst, gegen den Strom zu schwimmen.“ „Auch wir wissen es“, antwortete Adam, „nach den Erfahrungen Ew. Exzellenz, wie grosse Genien beim Übergange durch sie die Strömung nach sich umlenken.“
Sein Leben in Weimar ist durchaus nicht, wie es sein sollte. Er bringt es fast immer auf dem kleinen hübschen Landhause im Park zu.

Montag, 7. Dezember 2015

Saint-Simon. – Welterlösung durch Wissenschaft, Technik und industrielle Revolution. Allgemeine Arbeitspflicht, Kritik des Müssiggangs und Ausschluss der vermeintlich Unproduktiven und Arbeitsscheuen aus der neuen Gesellschaft. Goethe stehen die Haare zu Berge, aber er studiert es.

Und euch betauen, ach!
Aus diesen Augen
Der ewig belebenden Liebe
Vollschwellende Tränen.
Der Mensch muss dem Zufall eine Form zu geben suchen.
Wirst du nicht immer zu dir sagen: ‘Natalie ist nicht da!’ und doch wird leider Natalie dir immer gegenwärtig sein. Schliessest du die Augen, so wird sie sich dir darstellen; öffnest du sie, so wird sie vor allen Gegenständen hinschweben wie die Erscheinung, die ein blendendes Bild im Auge zurücklässt.     

Dienstag, 1. Dezember 2015


Süße Sorgen.

Weichet, Sorgen, von mir! – Doch ach! den sterblichen Menschen
Lässet die Sorge nicht los, eh' ihn das Leben verläßt.
Soll es einmal dann sein, so kommt ihr, Sorgen der Liebe,
Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein Herz!