Donnerstag, 29. Oktober 2015
Überdies waren die Äußerungen meiner Freunde
keineswegs von schonender Art, und es wiederholte sich dem vieljährigen Autor
die Erfahrung, daß man gerade von verschenkten Exemplaren Unlust und Verdruß zu
erleben hat. Kommt jemandem ein Buch durch Zufall oder Empfehlung in die Hand,
er liest es, kauft es auch wohl, überreicht ihm aber ein Freund, mit
behaglicher Zuversicht, sein Werk, so scheint es, als sei es darauf abgesehen,
ein Geistes-Übergewicht aufzudringen. Da tritt nun das radikale Böse in seiner
häßlichsten Gestalt hervor, als Neid und Widerwille gegen frohe, eine
Herzensangelegenheit vertrauende Personen. Mehrere Schriftsteller, die ich
befragte, waren mit diesem Phänomen der unsittlichen Welt auch nicht
unbekannt.
Montag, 12. Oktober 2015
Schon hatte ich ein
Promemoria verfaßt, Einleitung und Beystimmung war zugesagt, als mich
glücklicher oder unglücklicher Weise ein Dämon beym Ärmel zupfte und mich
bedenken ließ, daß es die Zeit nicht sey, sich in öffentliche Angelegenheiten
zu mischen und daß man nur wohl lebe, indem man verborgen lebt.
Freitag, 2. Oktober 2015
Aber jede Betrachtung
bestärkt mich in jenem Entschluß: bloß auf Werke, sie seyen von welcher Art sie
wollen, und deren Hervorbringung meinen Geist zu richten, und aller
theoretischen Mittheilung zu entsagen. Die neusten Erfahrungen haben mich auf’s
neue überzeugt: daß die Menschen statt jeder Art von ächter theoretischer
Einsicht, nur Redensarten haben wollen, wodurch das Wesen was sie treiben zu
etwas werden kann. Einige Fremde die unsere Sammlung besuchten, die Gegenwart
unserer alten Freundin, und über alles das sich neu constituirende
Liebhabertheater haben mir davon schreckliche Beispiele gegeben, und die Mauer,
die ich schon um meine Existenz gezogen haben, soll nun noch ein Paar Schuhe
höher aufgeführt werden.
Abonnieren
Posts (Atom)