Sonntag, 27. September 2015
„Seht, lieben Kinder, was wäre ich denn, wenn ich nicht immer mit klugen Leuten umgegangen wäre und von ihnen gelernt hätte? Nicht aus Büchern, sondern durch lebendigen Ideentausch, durch heitre Geselligkeit müsst ihr lernen!“
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Bildung,
Gesellschaft,
Gespräch,
Klugheit
Donnerstag, 17. September 2015
Ein Stündchen bei Goethe in allerlei Gesprächen.
„Ich hatte wirklich einmal den Wahn, als sei es
möglich, ein deutsches Theater zu bilden. Ja ich hatte den Wahn, als könne ich
selber dazu beitragen und als könne ich zu einem solchen Bau einige Grundsteine
legen. Ich schrieb meine Iphigenie und meinen Tasso und dachte in kindischer
Hoffnung, so würde es gehen. – Allein es regte sich nicht und rührte sich nicht
und blieb alles wie zuvor. Hätte ich Wirkung gemacht und Beifall gefunden, so
würde ich Euch ein ganzes Dutzend Stücke wie die Iphigenie und den Tasso
geschrieben haben. An Stoff war kein Mangel. Allein, wie gesagt, es fehlten die
Schauspieler, um dergleichen mit Geist und Leben darzustellen, und es fehlte
das Publikum, dergleichen mit Empfindung zu hören und aufzunehmen.“ Samstag, 12. September 2015
„Sie wissen, ich
bekümmere mich im ganzen wenig um das, was über mich geschrieben wird, aber es
kommt mir doch zu Ohren, und ich weiß recht gut, daß, so sauer ich es mir auch
mein lebelang habe werden lassen, all mein Wirken in den Augen gewisser Leute
für nichts geachtet wird, eben weil ich verschmäht habe, mich in politische
Parteiungen zu mengen. Um diesen Leuten recht zu sein, hätte ich müssen
Mitglied eines Jakobinerklubs werden und Mord und Blutvergießen predigen! –
Doch kein Wort mehr über diesen schlechten Gegenstand, damit ich nicht
unvernünftig werde, indem ich das Unvernünftige bekämpfe.“
Donnerstag, 3. September 2015
Seinen
wirkungsmächtigsten Ausdruck gewinnt zu Goethes Lebzeiten das
geschichtsphilosophische Selbstverständnis der Moderne in Hegels historischer
Dialektik – weshalb es naheliegt, Goethes Bemerkung über das „närrisch Ding“
des modernen Zeiterlebens auf Hegels Prozessmodell der Geschichtsbewegung zu
beziehen, in Hinsicht vor allem auf den Begriff der „Aufhebung“ im System der
Hegelschen Dialektik. Hier gilt jede Gegenwart als Durchgangsstadium, das
negierend aufzuheben ist im Prozess der Selbstentfaltung des Geistes, der
identisch ist mit dem Prozess der Weltgeschichte.
„Und überhaupt, was ist es und was soll es? –
Gott hat sich nach den bekannten imaginierten sechs Schöpfungstagen keineswegs
zur Ruhe begeben, vielmehr ist er noch fortwährend wirksam wie am ersten. Diese
plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in
den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht,
wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine
Pflanzschule für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend
in höheren Naturen wirksam, um die geringeren heranzuziehen.“
Schröders Antwort ist, wie es scheint, Ihnen
sonderbarer als mir vorgekommen. Bey meinem radicalen Unglauben über die
Menschen kommt mir so etwas ganz natürlich vor. Eben so möchte ich auch wegen
der Aufnahme des Almanachs sagen: wer nicht wie jener unvernünftige Säemann im
Evangelio den Saamen umherwerfen mag ohne zu fragen was davon und wo es
aufgeht, der muß sich mit dem Publiko gar nicht abgeben.
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