Donnerstag, 26. Dezember 2013


Ich komme gar nicht von dir weg

Freitag, 20. Dezember 2013


Goethe schritt im Zimmer auf und ab. Ich hatte mich an den Tisch gesetzt, der zwar bereits abgeräumt war, aber auf dem sich noch einige Reste Wein befanden, nebst einigem Biskuit und Früchten.

Goethe schenkte mir ein und nötigte mich, von beiden etwas zu genießen. „Sie haben zwar verschmäht,“ sagte er, „diesen Mittag unser Gast zu sein, doch dürfte ein Glas von diesem Geschenk lieber Freunde Ihnen ganz wohl tun!“

Ich ließ mir so gute Dinge gefallen, während Goethe fortfuhr, im Zimmer auf und ab zu gehen und aufgeregten Geistes vor sich hinzubrummen und von Zeit zu Zeit unverständliche Worte herauszustoßen.

Mittwoch, 11. Dezember 2013


Ich bin immer dein und bey dir, leibeigner als sich dencken lässt.

 

Freitag, 6. Dezember 2013


Wie erschrak Wilhelm, wie betäubt fuhr er aus einem glücklichen Traum auf, als die Gräfin sich auf einmal mit einem Schrei von ihm losriß und mit der Hand nach ihrem Herzen fuhr. ... Verlassen Sie mich, rief sie, und indem sie die Hand von den Augen nahm und ihn mit einem unbeschreiblichen Blicke ansah, setzte sie mit der lieblichsten Stimme hinzu: Fliehen Sie mich, wenn Sie mich lieben. ...
Goethe sagte: „Die vornehmen Herren hätten die Hundsfötter ausserordentlich gern.“ Mir fiel jener Fürst ein, von dem er mir oft erzählt hatte, der seine Diener durch Nachsicht verdarb und dann ausrief: „Nun, der Hundsfott wär’ mir gelungen!“
In der Liebe ist man oftmals falsch, denn man konniviert gegen die Unvollkommenheiten des andern und erhebt sie zu Tugenden, dagegen man im Hass viel klarer sieht.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Ich bin heut musikalisch und esse mit der Schrötern, bin und bleibe doch aber ganz dein.
Wenn ein Teil der Jenaer Studenten ihm am 28. August 1823, ausgerechnet an seinem vierundsiebzigsten Geburtstag, als einem Vertreter des Indifferentismus auf dem Markt ein Pereat bringt, nimmt dies sowohl die liberale als auch die national-burschenschaftliche Kritik an Goethe vorweg, welche die kommenden Jahrzehnte beherrschen wird und ihn in den Schatten Schillers treten läßt. Börne schilt Goethe einen Stabilitätsnarren und rügt seine breite, kunstschmausende Behaglichkeit; nicht viel anders Heine, der an der stets auf Ruhe und Ordnung bedachten Kunstbehaglichkeit des großen Zeitablehnungsgenies Anstoß nimmt.
Sein episches Gedicht haben Sie gelesen; Sie werden gestehen, daß es der Gipfel seiner und unserer ganzen neueren Kunst ist. Ich hab' es entstehen sehen und mich fast eben so sehr über die Art der Entstehung als über das Werk verwundert. Während wir andern mühselig sammeln und prüfen müssen, um etwas leidliches langsam hervorzubringen, darf er nur leis an dem Baume schütteln, um sich die schönsten Früchte, reif und schwer, zufallen zu lassen. Es ist unglaublich, mit welcher Leichtigkeit er jetzt die Früchte eines wohlangewandten Lebens und einer anhaltenden Bildung an sich selber einärntet, wie bedeutend und sicher jetzt alle seine Schritte sind, wie ihn die Klarheit über sich selbst und über die Gegenstände vor jedem eiteln Streben und Herumtappen bewahrt. Doch Sie haben ihn jetzt selbst, und können sich von allem dem mit eignen Augen überzeugen. Sie werden mir aber auch darin beipflichten, daß er auf dem Gipfel, wo er jetzt steht, mehr darauf denken muß, die schöne Form die er sich gegeben hat, zur Darstellung zu bringen als nachneuem Stoffe auszugehen, kurz daß er jetzt ganz der poetischen Praktik leben muß. Wenn es einmal einer unter Tausenden, die darnach streben, dahin gebracht hat, ein schönes vollendetes Ganzes aus sich zu machen, der kann meines Erachtens nichts besseres thun, als dafür jede mögliche Art des Ausdrucks zu suchen; denn wie weit er auch noch kommt, er kann doch nichts Höheres geben.
Goethe selbst hatten Gegenstand und Ausführung dergestalt durchdrungen, daß er das Gedicht niemals ohne große Rührung vorlesen konnte. - "Hab' ich euch Tränen in's Auge gelockt, und Lust in die Seele singend geflößt, so kommt! drücket mich herzlich an's Herz!"