Freitag, 25. Februar 2011

Wie die Natur die innig reiche Brust
Mit einem grünen, bunten Kleide deckt,
So hüllt er alles was den Menschen nur
Ehrwürdig, liebenswürdig machen kann,
Ins blühende Gewand der Fabel ein.
Zufriedenheit, Erfahrung und Verstand
Und Geisteskraft, Geschmack und reiner Sinn
Fürs wahre Gute, geistig scheinen sie
In seinen Liedern und persönlich doch
Wie unter Blütenbäumen auszuruhn,
Bedeckt vom Schnee der leicht getragnen Blüten,
Umkränzt von Rosen, wunderlich umgaukelt
Vom losen Zauberspiel der Amoretten.
Der Quell des Überflusses rauscht darneben,
Und lässt uns bunte Wunderfische sehn.
Von seltenem Geflügel ist die Luft,
Von fremden Herden Wies und Busch erfüllt,
Die Schalkheit lauscht im Grünen halb versteckt,
Die Weisheit lässt von einer goldnen Wolke
Von Zeit zu Zeit erhabne Sprüche tönen,
Indes auf wohl gestimmter Laute wild
Der Wahnsinn hin und her zu wühlen scheint
Und doch im schönsten Takt sich mässig hält.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Hemsterhuis' Philosophie, die Fundamente derselben, seinen Ideengang konnt' ich mir nicht anders zu eigen machen, als wenn ich sie in meine Sprache übersetzte. Das Schöne und das an demselben Erfreuliche sei, so sprach er sich aus, wenn wir die größte Menge von Vorstellungen in einem Moment bequem erblicken und fassen; ich aber mußte sagen: das Schöne sei, wenn wir das gesetzmäßig Lebendige in seiner größten Tätigkeit und Vollkommenheit schauen, wodurch wir, zur Reproduktion gereizt, uns gleichfalls lebendig und in höchste Tätigkeit versetzt fühlen. Genau betrachtet, ist eins und ebendasselbe gesagt, nur von verschiedenen Menschen ausgesprochen, und ich enthalte mich, mehr zu sagen; denn das Schöne ist nicht sowohl leistend als versprechend, dagegen das Häßliche, aus einer Stockung entstehend, selbst stocken macht und nichts hoffen, begehren und erwarten läßt. 

Dienstag, 22. Februar 2011

Du kamst, und ich sagte Dir recht kurz (und ich schränkte mich recht ein dabei, im Streichlen und Küssen), wie Du mir wert seist.
Über's Niederträchtige
Niemand sich beklage:
Denn es ist das Mächtige,
Was man dir auch sage.
Zu dem glücklichen Zusammentreffen mit Fernow wünsche ich Ihnen beyden Glück, so wie, daß es von einiger Dauer seyn möge. In welchen seltsamen Conflict Fernow in Deutschland, besonders in Jena kommen wird, davon haben Sie selbst, ob Sie gleich vor kurzem in diese Complicationen hineingeschaut haben, keinen Begriff. Die ganze deutsche Masse, der, ich will nicht sagen Theoretisirenden, wenigstens Didacktisirenden, vom Gründlichsten biß zum Flächsten, trennt sich in zwey Haupttheile, die leicht zu unterscheiden sind, deren Untertrennungen aber, in einem ewigen Wechsel des Anziehens und Abstoßens durch einander gehen, so daß man beym Erwachen Morgens den als Widersacher antrifft, von dessen Theilnahme und Neigung beruhigt man gestern Abend zu Bette ging.

Ich habe den besten Willen gegen Fernow, aber es hängt keinesweges von uns ab, zusammen in gutem Verhältniß zu bleiben. Weil alle die Haufen klein sind, in die sich die Parteien trennen, so ist es ein ewiges Hetzen, Werben, Compromittiren, wobey niemand gewinnt, als die die nichts zu verlieren haben.

Gesegnet also der auf dem Berge der Dreyfaltigkeit wohnet! und den solche absurde Bewegungen nicht anwehen.

Freitag, 4. Februar 2011

Das was edle Philosophen von der Welt gesagt haben, gilt auch von Shakespearen, das was wir bös nennen, ist nur die andre Seite vom Guten, die so nothwendig zu seiner Existenz, und in das Ganze gehört, als Zona torrida brennen, und Lapland einfrieren muss, dass es einen gemäsigten Himmelsstrich gebe. Er führt uns durch die ganze Welt, aber wir verzärtelte unerfahrne Menschen schreien bey ieder fremden Heuschrecke die uns begegnet: Herr, er will uns fressen.
Ihr seid noch immer da! Nein, das ist unerhört.
Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklärt!
Das Teufelspack, es fragt nach keiner Regel.
Wir sind so klug, und dennoch spukt’s in Tegel.
Wie lange hab’ ich nicht am Wahn hinausgekehrt,
Und nie wird’s rein; das ist doch unerhört!