Da der Schweizer seinen heimatlichen Dialekt über die Jahre beibehielt, diente er nicht selten dem Frohsinn aber auch dem Spott. Manches mußte er da einstecken, was eigentlich Goethe treffen sollte. August Wilhelm Schlegel beispielsweise reimte: Laß die Schnuze von der Kunscht! / Du hascht nu eimol nüt der Muose Gunscht.
Über seine Ehe mit Amalia ist wenig bekannt. Sie kam zustande, obwohl Goethe über den heiratsbedingten Auszug seines Freundes verstimmt war. Auch freute sich Goethe egoistisch keineswegs über das Glück seines Freundes. Das Verhältnis beider war aber nicht nachhaltig gestört und so gut, daß es nicht durch Unterwürfigkeit des Adlatus geprägt war und heftige Diskussionen möglich waren. Anekdoten gibt es einige. Verbürgt sind schweigsame Kutschfahrten der beiden Herren. Da soll Goethe einmal angesichts der vorbeiziehenden Landschaft ein Hm, hm geräuspert haben, worauf Meyer knapp antwortete: So ischts.
Dienstag, 20. Juli 2010
Samstag, 10. Juli 2010
Sie erinnern sich, der lezten Zeiten die ich bey Ihnen, eh ich
hierhergieng zubrachte, unter solchen fortwährenden Umständen würde ich gewiß
zu Grunde gegangen seyn. Das Unverhältniß des engen und langsam bewegten
bürgerlichen Kreyses, zu der Weite und Geschwindigkeit meines Wesens hätte mich
rasend gemacht. Bey der lebhaften Einbildung und Ahndung menschlicher Dinge,
wäre ich doch immer unbekannt mit der Welt, und in einer ewigen Kindheit
geblieben, welche meist durch Eigendünkel, und alle verwandte Fehler, sich und
andern unerträglich wird.
Wie viel glüklicher war es, mich in ein Verhältniß gesezt zu sehen, dem
ich von keiner Seite gewachsen war, wo ich durch manche Fehler des Unbegrifs
und der Übereilung mich und andere kennen zu lernen, Gelegenheit genug hatte,
wo ich, mir selbst und dem Schicksaal überlaßen, durch so viele Prüfungen ging
die vielen hundert Menschen nicht nöthig seyn mögen, deren ich aber zu meiner
Ausbildung äußerst bedürftig war. Und noch iezt, wie könnte ich mir, nach
meiner Art zu seyn, einen glüklichern Zustand wünschen, als einen der für mich
etwas unendliches hat.
Donnerstag, 8. Juli 2010
Ich lese von Molière alle Jahr einige Stücke, so wie ich auch von Zeit zu Zeit die Kupfer nach den großen italienischen Meistern betrachte. Denn wir kleinen Menschen sind nicht fähig, die Größe solcher Dinge in uns zu bewahren, und wir müssen daher von Zeit zu Zeit immer dahin zurückkehren, um solche Eindrücke in uns anzufrischen.
Man spricht immer von Originalität, allein was will das sagen! So wie wir geboren werden, fängt die Welt an, auf uns zu wirken, und das geht so fort bis ans Ende. Und überhaupt, was können wir denn unser Eigenes nennen als die Energie, die Kraft, das Wollen! – Wenn ich sagen könnte, was ich alles großen Vorgängern und Mitlebenden schuldig geworden bin, so bliebe nicht viel übrig.
Dienstag, 6. Juli 2010
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