Samstag, 23. Juni 2018


Der Dichter wird als Mensch und Bürger sein Vaterland lieben, aber das Vaterland seiner poetischen Kräfte und seines poetischen Wirkens ist das Gute, Edle und Schöne, das an keine besondere Provinz und an kein besonderes Land gebunden ist, und das er ergreift und bildet, wo er es findet. Er ist darin dem Adler gleich, der mit freiem Blick über Ländern schwebt und dem es gleichviel ist, ob der Hase, auf den er hinabschießt, in Preußen oder in Sachsen läuft.



Und was heißt denn: sein Vaterland lieben, und was heißt denn: patriotisch wirken? Wenn ein Dichter lebenslänglich bemüht war, schädliche Vorurteile zu bekämpfen, engherzige Ansichten zu beseitigen, den Geist seines Volkes aufzuklären, dessen Geschmack zu reinigen und dessen Gesinnungs- und Denkweise zu veredeln, was soll er denn da Besseres tun? und wie soll er denn da patriotischer wirken? - An einen Dichter so ungehörige und undankbare Anforderungen zu machen, wäre ebenso, als wenn man von einem Regimentschef verlangen wolle: er müsse, um ein rechter Patriot zu sein, sich in politische Neuerungen verflechten und darüber seinen nächsten Beruf vernachlässigen. Das Vaterland eines Regimentschefs aber ist sein Regiment, und er wird ein ganz vortrefflicher Patriot sein, wenn er sich um politische Dinge gar nicht bemüht, als soweit sie ihn angehen, und wenn er dagegen seinen ganzen Sinn und seine ganze Sorge auf die ihm untergebenen Bataillons richtet und sie so gut einzuexerzieren und in so guter Zucht und Ordnung zu erhalten sucht, daß sie, wenn das Vaterland einst in Gefahr kommt, als tüchtige Leute ihren Mann stehen.

Ich hasse alle Pfuscherei wie die Sünde, besonders aber die Pfuscherei in Staatsangelegenheiten, woraus für Tausende und Millionen nichts als Unheil hervorgeht.

Klage über Mangel der Viehzucht und ausgedehnten Trifft der Pächter. Cuniz brave Bauern arbeitsam und einfach, Küttel ohne Knöpfe mit Riemgen. Schlechte Pfarrer seit vielen Jahren, einen Emeritum iezt einen Adiunctum halb toll. Erdengraben. Wurm zu Borstendorf.

Armer Anfang solcher Leute leben aus der Hand in Mund der Verleger hängt ihnen erst den Stuhl auf, heurathen leicht. Sonst gaben die Verleger die gesponnene Wolle dem Fabrikanten iezt muss sie der Fabrikant spinnen oder Spinnen lassen und das Gewicht an Strümpfen liefern. Verlust dabey an Abgang Schmuz und Fett denn die Strümpfe werden gewaschen. Kann sie der Fabrikant nicht selbst durch die seinen spinnen lassen wird er noch obendrein bestohlen Sonst wog man die Strümpfe überhaupt und ein Paar übertrug das andre, iezzo werden sie einzeln gewogen und das schweerere Paar nicht vergütet vom leichtern Paar aber abgezogen.

Mittwoch, 13. Juni 2018


Goethe und sein Freund Heinrich Meyer liessen es sich gutgehen. Sie waren nach dem Weingenuss in einem wunderbaren Zustand. Als ein durchreisender Verehrer Goethe sprechen wollte, richtete sich der Dichterfürst auf, lehnte sich mit der Hand an eine Wand, um sich aufrecht zu halten und sagte: „Halte mir diesen Menschen ab.“ Meyer ging zur Tür, riss sie auf und rief hinaus: „Exzellenz können Sie nicht sprechen, Exzellenz sein besoffe!“

Ein anderes Mal forderte ihn ein Engländer zu einem Wetttrinken auf. Er habe nämlich gehört, dass Goethe als der tüchtigste Zecher von Deutschland gelte. In einer Wirtschaft im Kreise von Freunden wurde nun gezecht. Goethe war in einer Superstimmung, während der Engländer immer ruhiger wurde und dann von seinem Stuhle herabsank. Der alte Goethe (die Geschichte spielte sich in Weimer 1826 ab) wandte sich aufrecht an seine Freunde: „So, meine Herren, nachdem wir diesen guten Mann besorgt haben, können wir doch unser Glas Wein in Ruhe trinken!“

Sonntag, 10. Juni 2018


Seit drey Wochen, wie ich schon geklagt habe, von katarrhalischen Unbilden und dem widerwärtigsten Wetter niedergehalten, hab ich mich denn doch immer, wie dir auch angenehm zu hören seyn wird, dergestalt zu fassen und zu wehren gesucht, daß ich Tag vor Tag nicht nachgab, sondern fort und fort das Nächste zu fördern trachtete, so daß ich durch diese Hindernisse nicht zurückgehalten ward, sondern vorwärts gegangen bin und zwar in bedeutenden Angelegenheiten, wo man, wenn auch nicht große, nur sichre Schritte zumachen hat. Darunter ist denn auch einiges, das, wenn es dir seiner Zeit vor die Seele gebracht wird, dich nicht ohne Anregung lassen kann.
Wie es die Welt jetzt treibt, muß man sich immer und immerfort sagen und wiederholen: daß es tüchtige Menschen gegeben hat und geben wird, und solchen muß man ein schriftlich gutes Wort gönnen, aussprechen und auf dem Papier hinterlassen. Das ist die Gemeinschaft der Heiligen, zu der wir uns bekennen. Mit den Lippen mag ich nur selten ein wahres, grund-gemeyntes Wort aussprechen; gewöhnlich hören die Menschen etwas Anderes, als was ich sage, und das mag denn auch gut seyn. 

Der Maler Charles Gore war ein leidenschaftlicher Sammler von Autogrammen. Eines Tages kam er auf den Gedanken, doch einmal alle Unterschriften von berühmten Leuten auf einem Blatt zu sammeln. Er ging zunächst zu Johann Gottfried Herder. Dieser schrieb:

„Die Erde ist ein Jammertal“.

Dann wandte er sich an Friedrich Schiller. Er las den Spruch und setzte ihn sinngemäss fort:

„Voller Narren und Toren.“

Auch Goethe folgte seinem Wunsch. Er schrieb:

„Wo Sie der allergrösste sind,
Mein lieber Herr von Goren.“