Mittwoch, 28. März 2018
Mittwoch, 14. März 2018
Als wir im Dunkel
gegen zehn Uhr nach Hause kamen, klagte Goethe seinen Jammer über dieß
Pestalozzi'sche Wesen. Wie das ganz vortrefflich nach seinem ersten Zweck und
Bestimmung gewesen, wo Pestalozzi nur die geringe Volksklasse im Sinne gehabt,
die armen Menschen, die in einzelnen Hütten in der Schweiz wohnen, und die
Kinder nicht in Schulen schicken können. Aber wie es das Verderblichste von der
Welt werde, so bald es aus den ersten Elementen hinaus gehe, auf Sprache, Kunst
und alles Wissen und Können angewandt werde, welches nothwendig ein
Überliefertes voraussetze, und wo man nicht mit unbekannten Größen, leeren
Zahlen und Formen zu Werk gehen könne. Und nun gar dazu der Dünkel, den dieses
verfluchte Erziehungswesen errege; da sollte ich nur einmal die Dreistigkeit
der kleinen Buben hier in der Schule sehen, die vor keinem Fremden erschrecken,
sondern ihn in Schrecken setzen! Da falle aller Respekt, alles weg, was die
Menschen unter einander zu Menschen macht. »Was wäre denn aus mir geworden,«
sagte er, »wenn ich nicht immer genöthigt gewesen wäre, Respect vor andern zu
haben. Und diese Menschen mit ihrer Verrücktheit und Wuth, alles auf das
einzelne Individuum zu reduciren, und lauter Götter der Selbstständigkeit zu
sein; diese wollen ein Volk bilden und den wilden Schaaren widerstehen, wenn
diese einmal sich der elementarischen Handhaben des Verstandes bemächtigt
haben, welches nun gerade durch Pestalozzi unendlich erleichtert ist. Wo sind
da religiöse, wo moralische und philosophische Maximen, die allein schützen
könnten?«
Goethe klagt, daß er
zur Großfürstin von Oldenburg soll: »Sie haben nichts von mir, und ich nichts
von ihnen, den Herrschaften.« Ich vergleiche die fürstlichen Personen und die
vornehme Welt mit Gewässer, welches um uns herum anschwillt, ein Strom im See
werden kann, worauf man schifft und segelt, sich aber auch wieder verlaufen
kann. Man muß ihm nicht trauen, ist und bleibt Wasser. - Goethe: »Nun, zu hypochondrisch
muß man sie nicht nehmen, aber so als Naturkräfte.« - Goethe speist bei der
Großfürstin.
Montag, 12. März 2018
Die Dilettanten, wenn sie das möglichste getan
haben, pflegen zu ihrer Entschuldigung zu sagen, die Arbeit sei noch nicht
fertig. Freilich kann sie nie fertig werden, weil sie nie recht angefangen
ward. Der Meister stellt sein Werk mit wenigen Strichen als fertig dar;
ausgeführt oder nicht, schon ist es vollendet. Der geschickteste Dilettant
tastet im Ungewissen, und wie die Ausführung wächst, kommt die Unsicherheit der
ersten Anlage immer mehr zum Vorschein. Ganz zuletzt entdeckt sich erst das
Verfehlte, das nicht auszugleichen ist, und so kann das Werk freilich nicht
fertig werden.
Mit wird, je länger ich lebe, immer verdriesslicher, wenn ich den
Menschen sehe, der eigentlich auf seiner höchsten Stelle da ist, um der Natur
zu gebieten, um sich und die Seinigen von der gewalttätigen Notwendigkeit zu
befreien, wenn ich sehe, wie er aus irgend einem vorgefassten Begriff gerade
das Gegenteil tut von dem, was er will, und sich alsdann, weil die Anlage im
ganzen verdorben ist, im einzelnen kümmerlich herumpfuschet.
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