Einen Unterschied jedoch, den
eines poetischen und prosaischen Verfahrens, heben wir hervor. Dem Poeten,
welchem Takt, Parallelstellung, Silbenfall, Reim die größten Hindernisse in den
Weg zu legen scheinen, gereicht alles zum entschiedensten Vorteil, wenn er die
Rätselknoten glücklich löst, die ihm aufgegeben sind oder die er sich selbst
aufgibt; die kühnste Metapher verzeihen wir wegen eines unerwarteten Reims und
freuen uns der Besonnenheit des Dichters, die er in einer so notgedrungenen
Stellung behauptet.
Der Prosaist hingegen hat die
Ellebogen gänzlich frei und ist für jede Verwegenheit verantwortlich, die er
sich erlaubt; alles, was den Geschmack verletzen könnte, kommt auf seine
Rechnung. Da nun aber, wie wir umständlich nachgewiesen, in einer solchen Dicht-
und Schreibart das Schickliche vom Unschicklichen abzusondern unmöglich ist, so
kommt hier alles auf das Individuum an, das ein solches Wagstück unternimmt.
Ist es ein Mann wie Jean Paul, als Talent von Wert, als Mensch von Würde, so
befreundet sich der angezogene Leser sogleich; alles ist erlaubt und
willkommen. Man fühlt sich in der Nähe des wohldenkenden Mannes behaglich, sein
Gefühl teilt sich uns mit. Unsere Einbildungskraft erregt er, schmeichelt
unseren Schwächen und festiget unsere Stärken.
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