»Bei allen seinen höhern wissenschaftlichen und geistigen Richtungen,«
sagte ich, »scheint er doch auch das Regieren verstanden zu haben.«
»Er war ein Mensch aus dem Ganzen,« erwiderte Goethe, »und es kam bei
ihm alles aus einer einzigen großen Duelle. Und wie das
Ganze gut war, so war das Einzelne gut, er mochte thun und treiben was er
wollte. Übrigens kamen ihm zur Führung des Regiments besonders drei Dinge zu
statten. Er hatte die Gabe, Geister und Charaktere zu unterscheiden und jeden
an seinen Platz zu stellen. Das war sehr viel. Dann hatte er noch etwas, was
ebenso viel war, wo nicht noch mehr: er war beseelt von dem edelsten
Wohlwollen, von der reinsten Menschenliebe, und wollte mit ganzer Seele nur das
Beste. Er dachte immer zuerst an das Glück des Landes und ganz zuletzt erst ein
wenig an sich selber. Edeln Menschen entgegenzukommen, gute Zwecke befördern zu
helfen, war seine Hand immer bereit und offen. Es war in ihm viel Göttliches.
Er hätte die ganze Menschheit beglücken mögen. Liebe aber erzeugt Liebe. Wer
aber geliebt ist, hat leicht regieren.
Und drittens: er war größer als seine Umgebung. Neben zehn Stimmen, die
ihm über einen gewissen Fall zu Ohren kamen, vernahm er die elfte, bessere in
sich selber. Fremde Zuflüsterungen glitten an ihm ab, und er kam nicht leicht
in den Fall, etwas Unfürstliches zu begehen, indem er das zweideutig gemachte
Verdienst zurücksetzte und empfohlene Lumpe in Schutz nahm. Er sah überall
selber, urtheilte selber und hatte in allen Fällen in sich selber die sicherste
Basis. Dabei war er schweigsamer Natur, und seinen Worten folgte die Handlung.«
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