Donnerstag, 28. November 2024

Mittwoch, 20. November 2024

 

Wie schwer ist es, daß der Mensch recht abwäge, was man aufopfern muß gegen das, was zu gewinnen ist, wie schwer, den Zweck zu wollen und die Mittel nicht zu verschmähen! Viele verwechseln gar die Mittel und den Zweck, erfreuen sich an jenen, ohne diesen im Auge zu behalten. Jedes Übel soll an der Stelle geheilt werden, wo es zum Vorschein kommt, und man bekümmert sich nicht um jenen Punkt, wo es eigentlich seinen Ursprung nimmt, woher es wirkt. Deswegen ist es so schwer, Rat zu pflegen, besonders mit der Menge, die im Täglichen ganz verständig ist, aber selten weiter sieht als auf morgen. Kommt nun gar dazu, daß der eine bei einer gemeinsamen Anstalt gewinnen, der andre verlieren soll, da ist mit Vergleich nun gar nichts auszurichten. Alles eigentlich gemeinsame Gute muß durch das unumschränkte Majestätsrecht gefördert werden.

Dienstag, 12. November 2024

 

G. an Herder

Sei mir herzlich in Rom gegrüßt und an jeder Stelle, die du betreten wirst. Keine merkwürdige wirst du betreten, in der ich nicht deiner gedacht hätte. Ihr habt Tadel verdient, daß Ihr bis Ancona so schnell, Lob, daß Ihr von daher die merkwürdigen Sachen mit Ruhe und einigem stillen Genuß angeschaut habt. Verzeihe deiner Frauen, wenn sie mir mehr, als du wolltest, vertraut hat; verzeih mir, wenn ich mich etwas heftiger gegen – erklärt habe. Sie muß nichts Wichtiges ganz in sich verschließen, wenn sie deine Abwesenheit tragen soll, und wie ich die Sachen nehme und trage, weißt du ja auch.

 

Mich freuts, wenn du Angeliken und sie dir einige gute Stunden machst. Wenn dir Bury lieb wird. Sei doch ja gegen Rat Reiffenstein recht artig und rühme ihm, wie sehr ich seine Freundschaft gerühmt. Ich bleibe immer der wunderliche Heilige Gottes, der wunderlich geführt wird. Wenn du in mein hold Quartierchen kommst, so laß dichs einen Augenblick reuen, daß du mich herausgejagt hast.


 

 

Das Blatt ist liegen geblieben; nun kommt dein Brief, der deinen Einzug in Strada Condotta benachrichtiget. Die S. ist eigentlich ein Racker, und spielt ihre Person in der Gesellschaft am besten. Du bist auf alle Weise zu honett; da es aber deine Natur ist, so bleibe dabei und laß sie dirs nur nicht zu grob machen. Der Dalberg ist, wie alle schwache Menschen, freilich sehr vergnügt, wenn du ihm das Leben leicht machst, da du's ihm sauer machen solltest, indes jene, die ihms leicht machen sollte, es ihm lästig macht. Ich lobe sie indessen, wie der Herr den ungerechten Haushalter. Es geht doch nichts über die Huren, dagegen kann kein ehrlicher Mann, keine ehrliche Frau, kein ehrlich Mädchen aufkommen. Lebe wohl, du guter, der du auch unter Wilhelms Verwandten dich auszeichnest. Genieße Rom, sorge, daß Ihr nach dem Karneval nach Neapel geht bis Ostern pp und vergiß nie, was du bist und was dir der Sperling schuldig ist. Liebe mich. Grüße die Landsleute.

Donnerstag, 7. November 2024

 

»Um das Unmögliche bis auf einen gewissen Grab möglich zu machen,« sagte er, »muß sich der Mensch nur keck mit rastlosem Streben an das scheinbar Unmögliche machen. Sah ich doch voriges Jahr in Dornburg einen Indianer sich einen Ellen langen Degen in den Schlund hinein stecken, wozu mehrjähriges tägliches Fortprobiren ihn geführt hatte.«

 

Der ›Meister‹ belegt, in welcher entsetzlichen Einsamkeit er verfaßt worden, bei meinem stets auf's allgemeinste gerichteten Streben. Wilhelm ist freilich ein armer Hund, aber nur an solchen lassen sich das Wechselspiel des Lebens und die tausend verschiedenen Lebensaufgaben recht deutlich zeigen, nicht an schon abgeschlossenen festen Charakteren.

Sonntag, 3. November 2024

 

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.