Donnerstag, 27. April 2006
Donnerstag, 20. April 2006
In bürgerlichen Dingen, wo alles in einer gemessnen
Ordnung geht, lässt sich weder das Gute sonderlich beschleunigen noch ein oder
das andre Übel herausheben, sie müssen zusammen wie schwarz und weise Schaafe
Einer Heerde unter einander zum Stalle herein und hinaus. Und was sich noch
thun liese, da mangelts an Menschen, an neuen
Menschen, die doch aber gleich auf der Stelle ohne Misgriff das gehörige
thäten.
Samstag, 15. April 2006
Freitag, 14. April 2006
Über wenige Dinge hat Goethe
tiefer und origineller gedacht als über den Sinn der Umgangsformen. Er ist der
Philosoph und Ethiker des Betragens, der rückschauende Lobredner der letzten
„Gesellschaft“, die es in Europa, die es vielleicht überhaupt gegeben hat,
sofern man wenigstens „Gesellschaft“ in ihrem ursprünglichen Sinn nimmt als Organisation
der Erotik.
... Und darum ist die
Goethesche Welt häufig einem jähen Verblassen ausgesetzt, fällt es wie Mehltau
und Reif des Todes plötzlich auf ihre mittaglichen Schäferspiele, dass ihre
Gestalten sich in Schatten und Lemuren wandeln. Man erinnere sich, wie z.B. Wilhelm
Meisters Lehrjahre zum Schluss hin immer hölzerner, magerer und frostiger
werden, um mit dem schauerlichen Symbol der Einbalsamierung der toten Mignon
abzuschliessen. Man sehe in den Wanderjahren die gespenstischen Revenants aus
dem ersten Teil, da denn selbst Philine dem Schicksal nicht entgeht, den Tod
ihrer Jugend zu überleben. Man würdige zumal den zweiten Faust mit seinem
Triumph des Gespensterhimmels, des hohlen Jenseits über die wenigstens doch
farbige Hölle.